Blick in die Ausstellung im "Goldenen Apfel". Foto: Norbert Miguletz

Goldener Apfel

Ausstellung in einem Gewölbekeller der Frankfurter Judengasse

In einem Gewölbekeller aus dem frühen 19. Jahrhundert zeigen wir eine Ausstellung zur Frankfurter jüdischen Geschichte dieser Zeit. Sie lädt ein zur Auseinandersetzung mit dem Kampf von Jüdinnen und Juden um Gleichberechtigung sowie dem Ringen um Emanzipation bei gleichzeitiger Traditionspflege.

Geschichte des Hauses und seiner Eigentümer

Schlussstein aus dem Gewölbekeller "Goldener Apfel"
Die Initialen auf diesem Schlussstein "IMR 1809" weisen auf den früheren Eigentümer des Hauses hin: Joseph Moses Rindskopf.

Im Jahr 1809 erwarb Joseph Moses Rindskopf ein Grundstück am nördlichen Ende der Judengasse, das im Krieg gegen Frankreich zerstört worden war. Er baute ein repräsentatives Haus aus Stein auf dem Areal von fünf niedergebrannten Häusern. Eines der zerstörten Häuser hieß Goldener Apfel. Seine Steine wurden wahrscheinlich für den Bau des Gewölbekellers verwendet, in dem heute ein Schlussstein mit der Inschrift „IMR 1809“ an den Bauherrn erinnert. Rindskopf selbst entstammte einer alteingesessenen Frankfurter Familie.

J.M. Rindskopf starb nach der Fertigstellung seines Hauses. Später verkaufte seine Familie es an den Buchhändler Isaac Kauffmann, der hier seine hebräische Buchhandlung und einen Verlag betrieb. Kauffmann war ein Anhänger der Lehren des Frankfurter Rabbiners Samson Rafael Hirsch und verlegte seine Schriften.

Anfang des 20. Jahrhunderts ging das Haus an den Gewürzhändler Jakob Alsbach. Seit 2022 betreibt Azuko Iimori in dem Haus einen japanischen Supermarkt.

Der Keller wurde von der Stadt Frankfurt im Rahmen interdisziplinären METAhub-Projekts erstmals kulturell genutzt.

Baugeschichte des Kellers

Das Gewölbe selbst ist ein faszinierender Zeitzeuge. Kolleg:innen des Archäologischen Museums Frankfurt und zwei Steinrestauratoren haben die Besonderheiten, die das Gewölbe aufweist, untersucht. Die Stellen, die uns besonders neugierig gemacht haben, zeichnen wir mit Frageschildchen aus, deren Antworten wir teilweise schon in der Ausstellung geben können. Wo steht die älteste Mauer? Warum gibt es hier verschlossene Schächte?

Judengasse und Hauptsynagoge

Die Einordnung des Kellers in die Judengasse übernehmen virtuelle Rekonstruktionen der Architekten Meitar Tewel und Marc Grellert. Meitar Tewel konzipierte ein Modell des einzigen Straßenabschnitts im heutigen Stadtraum, der immer noch dem ursprünglichen Verlauf der historischen Judengasse folgt. Ein Fotofilm streift durch jüdische Einrichtungen und Haushalte und verbindet intime Räume mit Gedenkstätten, Museen sowie Orten in Frankfurt, an denen jegliche Erinnerung an jüdisches Leben ausgelöscht wurde. Des Weiteren rekonstruierte er die drei verschiedenen Synagogen, die seit 1462 an derselben Stelle gebaut wurden. Der Film von Marc Grellert zeigt die digitale Rekonstruktion der Hauptsynagoge von 1860. Mit einem zusätzlich eigens von LIGNA und Architectura Virtualis entwickelten immersiven VR-Panorama können Sie die Judengasse im Jahr 1861 visuell und akustisch erkunden.

Ludwig Börne und unsere Demokratie heute

Ludwig Börne, Gemälde von Moritz Daniel Oppenheim, Öl auf Leinwand (1827)

Mit der Besetzung Frankfurts durch die französischen Revolutionstruppen im Jahr 1796 wurde der Ghettozwang für die Jüdische Gemeinde beendet. Der Kampf um Gleichberechtigung und Teilhabe an der Politik lag jedoch noch vor ihr. Der Publizist Ludwig Börne spielte darin eine zentrale Rolle. 1848 wurden die „Grundrechte des deutschen Volkes“ in der Paulskirche beschlossen. Es dauerte jedoch noch bis 1864, bis die uneingeschränkte rechtliche Gleichstellung in Kraft trat. Wie zentral Ludwig Börnes Ideale und die Grundrechte von 1848 auch für unsere heutige Verfassung sind, zeigen wir in Interviews von Jochanan Shelliem. An unserer Mitmachstation können Sie sich mit speziell entwickelten Demokratierezepten Tipps für die Stärkung unserer Demokratie heute holen.

Öffentliche Führungen

An jedem ersten Sonntag im Monat um 11 Uhr und jedem dritten Donnerstag des Monats um 17 Uhr bieten wir kostenfreie Führungen im Goldenen Apfel an. Alle Termine und die Anmeldeinfos finden Sie in unserem Kalender.

Doing Democracy - Demokratiewerkstatt im Goldenen Apfel

Ausgehend davon, wie Jüdinnen und Juden zur Zeit der Nutzung des Kellers "Goldener Apfel" um Gleichberechtigung und Emanzipation kämpften, beschäftigen wir uns in diesem Workshop für Personen ab 14 Jahren mit der Frage nach Teilhabe und Gleichstellung damals und heute. Was brauchen wir, um uns gleichberechtigt zu fühlen? Wie können wir selbst für ein gerechtes Miteinander aktiv werden? Was können wir von den Bewohner*innen der Judengasse lernen? Mehr erfahren

Goldener Apfel

Heute geschlossen

  • Donnerstag: 14 - 18 Uhr

  • Samstag und Sonntag: 10 - 18 Uhr

Eintrittspreise

  • Der Eintritt ist gratis, eine Anmeldung für den Besuch nicht erforderlich.

Barrierefreiheit

Der Goldene Apfel ist nicht barrierefrei und nur über eine Treppe zu erreichen; es gibt keinen Aufzug.

Goldener Apfel
An der Staufenmauer 11
60311 Frankfurt am Main

Öffentliche Verkehrsmittel

Nächste Straßenbahn-, Bus- und U-Bahnhaltestelle: Konstablerwache