11.908 Namen, 11.908 Schicksale: Die Gedenkstätte Börneplatz erinnert an die im Nationalsozialismus vernichtete Jüdische Gemeinde Frankfurts. Sie liegt in der östlichen Innenstadt zwischen dem ältesten jüdischen Friedhof Frankfurts und der Rückseite des Gebäudes, in dem auch das Museum Judengasse untergebracht ist.
Elf Jahre Planungs- und Bauzeit
Schon 1985 hatte die Stadt Frankfurt einen Wettbewerb zur Bebauung des Börneplatzes ausgeschrieben. Hier sollte ein Kundenzentrum der Stadtwerke entstehen. Gleichzeitig beschlossen Stadtverordnetenversammlung und Magistrat, mit dem Neubau auch den Börneplatz zu einem „Neuen Börneplatz“ umzugestalten. Die Jüdische Gemeinde regte an, eine Gedenkstätte zu errichten, die an die Deportationen der Frankfurter Juden erinnern sollte.
Der Börneplatz-Konflikt 1987
Während der Bauarbeiten für das Kundenzentrum stieß man auf Hausfundamente und zwei Mikwen der Frankfurter Judengasse, dem früheren jüdischen Ghetto. Da die Stadtregierung unter Oberbürgermeister Wolfram Brück (CDU) am Neubau der Stadtwerke festhielt, wurden die Mauerreste abgetragen. Dies führte im Sommer 1987 zu heftigem öffentlichem Protest. Es gab Demonstrationen gegen die Beseitigung der archäologischen Funde; die Baustelle wurde zeitweise von Demonstrierenden besetzt. Der Börneplatz-Konflikt endete schließlich mit einem Kompromiss: Die Fundamente von fünf Häusern der früheren Judengasse, zwei Ritualbäder und weitere archäologische Überreste wurden am originalen Platz wieder hergestellt. Heute bilden sie den Mittelpunkt des 1992 eröffneten Museum Judengasse. Parallel zu den Bauarbeiten wurde der Wettbewerb für die „Gedenkstätte Neuer Börneplatz“ ausgelobt.
Fritz Backhaus, "Und keiner hat für uns Kaddisch gesagt ...", S. 500."Erinnerungsarbeit ist ein Prozess, der niemals endet."
Ort der Trauer und des Erinnerns: Gedenkstätte Börneplatz
Das Zentrum der 1996 eröffneten Gedenkstätte bildet der Fries auf der Außenmauer des Alten Jüdischen Friedhofs. 11.908 Namensblöcke erinnern an alle bekannten Frankfurter Opfer der NS-Vernichtungspolitik. Besucherinnen und Besucher der Gedenkstätte können hier nach jüdischem Trauerritus kleine Steine ablegen. Der angrenzende Jüdische Friedhof erhielt zwei modern gestaltete Metalltore, auf denen in hebräischen Lettern Beth HaChaim („Haus des Lebens“) geschrieben steht.
Auf dem eigentlichen Platz steht, umgeben von einem Platanenhain, ein großer Steinkubus. Er besteht aus Fundamentresten des früheren Ghettos. Der Boden des Platzes ist mit grauen Schottersteinen bedeckt. Durch Metallschienen auf dem Boden ist der Grundriss der früheren Börneplatz-Synagoge markiert. Sie war 1938 während des November-Pogroms verwüstet worden. An der Rückwand des Stadtwerkegebäudes wurde eine Gedenktafel für die zerstörte Synagoge installiert, die bereits 1946 in der Nähe enthüllt worden war.
Wenige Meter neben dem Steinkubus erinnern fünf Straßenschilder an die wechselnden Namen des Platzes: zuerst hieß er Judenmarkt, ab 1886 Börneplatz, 1935 wurde er wegen seines jüdischen Namensgebers (Ludwig Börne) umbenannt in Dominikanerplatz. Erst 1978 wurde er wieder in Börneplatz rückbenannt. Seit 1996 heißt er Neuer Börneplatz.
Besucherinformationen
Gedenkstätte Börneplatz
Heute geöffnet: 00:00 – 23:59
- Die Gedenkstätte ist durchgehend zugänglich.13:30
Eintrittspreise
- Die Gedenkstätte ist kostenfrei zugänglich.2
Barrierefreiheit
Der geschotterte Teil der Gedenkstätte ist für Rollstuhlfahrer*innen nur schwer zugänglich.
Gedenkstätte Börneplatz
Neuer Börneplatz
60311 Frankfurt am Main
Öffentliche Verkehrsmittel
Straßenbahn 11 und 18 bis Börneplatz/Stoltzestraße