Ludwig Meidner, Groteske Szene (Ausschnitt) aus einem Skizzenbuch 1941–1947

Das Ludwig Meidner-Archiv

Jüdische Künstler im Exil

Im Ludwig Meidner-Archiv betreuen wir seit 1994 den bildnerischen Nachlass von Ludwig Meidner. Inzwischen sind weitere Nachlässe von Künstler*innen dazugekommen, die wie Meidner aufgrund ihrer jüdischen Herkunft während der NS-Zeit ins Exil gehen mussten.

Das Exil markierte für viele Künstler*innen einen dramatischen Karrierebruch. Die Emigration bedeutete oft den Verlust von Museumsaufträgen, von Stipendien, von Mäzenen und Galeristen. Der Neuanfang in der Fremde gelang nicht allen Künstlern, viele von ihnen gerieten auch in Deutschland in Vergessenheit.

Das Ludwig Meidner-Archiv bearbeitet eine Reihe von Nachlässen solcher Künstler, der prominenteste unter ihnen ist sicherlich Ludwig Meidner (1884-1966), der Namensgeber des Archivs. Der künstlerische Nachlass des Malers, Zeichners und Literaten, der als Expressionist berühmt wurde und sich später intensiv mit religiösen Themen beschäftigte, umfasst rund 2.000 Werke. Das Archiv bemüht sich um die Dokumentation seines Schaffens, etwa im 2013 erschienenen Werkverzeichnis seiner Skizzenbücher oder dem in Arbeit befindlichen Werkverzeichnis der Gemälde. Zudem ist es Inhaber der Urheberrechte an seinem künstlerischen Werk und betreut entsprechende Copyright-Anfragen.

Brief von Ludwig Meidner an Jane Kern, geb. Hannelore Rothschild, vom 13. Februar 1949

Da wir nicht in der Lage sind, unsere künstl. Arbeiten auszustellen, zumal die Ausgaben dabei unerschwinglich sind, und da sie sonst keiner sieht, der halbwegs Fachmann wäre, habe ich kein rechtes Urteil mehr u. keine Distanz gegenüber meinen Werken.

Else Meidner

Else Meidner, Selbstbildnis, 1961/62
Else Meidner, Selbstbildnis, 1961/62. Das häufigste Motiv in Else Meidners Bildern ist das Porträt. Sie malte und zeichnete Hunderte Selbstbildnisse, die eindrucksvolle Psychogramme aber auch Zeugnisse zunehmender Vereinsamung und Entmutigung sind.

Auch Else Meidner, geb. Meyer (1900-1987), die ehemalige Schülerin und späteren Ehefrau Ludwig Meidners, war Malerin. Ihre vielversprechende Karriere brach allerdings nach 1933 nachhaltig ein, und auch im englischen Exil gelang ihr nicht der erhoffte künstlerische Durchbruch. Ihr knapp 2.200 Werke umfassender Nachlass enthält neben Gemälden und Radierungen aus den Berliner Jahren auch zahlreiche Ölbilder und Zeichnungen aus der Exilzeit.

Kurt Levy

Gouache von Kurt Levy, Die Seereise, 1960
Kurt Levy, Die Seereise, 1960 © Ludwig Meidner-Archiv, Jüdisches Museum der Stadt Frankfurt am Main

Während das Exil für die Meidners einen dramatischen Einschnitt in ihr Schaffen bedeutete, markierte es für Kurt Levy (1911-1987), dessen Nachlass gut 1.200 Arbeiten umfasst, den Beginn einer erfolgreichen Karriere. Während der 25 Jahre, die er in Kolumbien lebte, avancierte er dort zum anerkannten Künstler und Professor an der Universität Barranquilla, dessen Bilder in zahlreichen Ausstellungen gezeigt wurden.

Arie Goral

Ölgemälde von Arie Goral, Ohne Titel, aus der Serie „Israelische Ikonen“, 1968
Arie Goral, Ohne Titel, aus der Serie „Israelische Ikonen“, 1968 © Ludwig Meidner-Archiv, Jüdisches Museum der Stadt Frankfurt am Main

Arie Goral (eigentlich Walter Sternheim, 1909-1996) wurde als Dichter und streitbarer Publizist bekannt. Sein rund 1.700 Werke umfassender künstlerischer Nachlass belegt aber, dass der kämpferische Aktivist durchaus eine empfindsame Seite besaß. Goral begann in Israel zu malen, wo er an einem Kibbuz eine Malschule für Kinder einrichtete.

 

H. Henry Gowa

Henry Gowa in seinem Atelier, 1955
Henry Gowa in seinem Atelier, 1955 © Nachlass H. Henry Gowa

Der Maler und Bühnenbildner H. Henry Gowa (eigentlich Hermann Gowa 1902-1990) war 1943 in einem südfranzösischen Bergdorf untergetaucht und entging so der Deportation. Die über 1.200 Werke und zahlreichen Dokumente in seinem Nachlass zeigen Gowa als künstlerischen Grenzgänger zwischen Deutschland und Frankreich und Protagonisten des Kulturaustauschs in den Nachkriegsjahren.

 

Ida („Adi“) Ritter

Ida ("Adi") Ritter, Selbstporträt
Ida ("Adi") Ritter, Selbstporträt, 1920-35, Ölgemälde, Schenkung von Ulrike und Klaus Voswinckel © Jüdisches Museum Frankfurt, CC BY SA 4.0

Ida ("Adi") Ritter, geb. Lauinger (1900-1975), floh gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Schriftsteller Fritz (Frederick) Ritter (1896–1987) im Mai 1939 auf die Bahamas, später in die USA. Bei den gut 1.000 Werken in ihrem Nachlass handelt es sich um frühe Arbeiten aus Berlin, Bilder aus der Emigration sowie späte Werke aus der Zeit, als die Ritters in der Schweiz lebten. Hier erfahren Sie mehr.