Das Bild zeigt einen Ausschnitt aus Moritz Daniel Oppenheims Selbstbildnis mit seiner ersten Frau Adelheid, geb. Cleve

Moritz Daniel Oppenheim (1800 − 1882)

Der erste jüdische Maler

Moritz Daniel Oppenheim war der erste jüdische Künstler, der eine akademische Ausbildung erhielt. Er war als Maler biblischer Szenen und als Porträtist äußert erfolgreich. Weltberühmt wurden seine Genreszenen zu jüdischen Fest- und Feiertagen, die „Bilder aus dem altjüdischen Familienleben“.

Der erste jüdische Maler

Mit Moritz Daniel Oppenheim wirkte in Frankfurt der erste jüdische Maler der Neuzeit. Eindrucksvoll ist die Spannbreite seines Werkes, das religiöse, literarische und historische Sujets ebenso umfasst wie Allegorien und Porträts. Mit den „Bildern aus dem altjüdischen Familienleben“ wurde er weltberühmt.

Oppenheim war und blieb Jude, im Gegensatz zu den meisten jüdischen Künstlern seiner Generation ließ er sich nicht taufen. Mit seinen Bildern begleitete und kommentierte er den Emanzipationsprozess der deutschen Juden, also den Kampf um die rechtliche Gleichstellung, die erst mit der Reichsgründung 1871 abgeschlossen war.

Dieses Gemälde von Moritz Daniel Oppenheim ist eine Kopie nach Raffaels Madonna della Tenda
Moritz Daniel Oppenheim: Kopie nach Raffaels Madonna della Tenda, München 1819, Öl auf Leinwand, Dauerleihgabe Museumslandschaft Hessen Kassel, © Jüdisches Museum Frankfurt

Oppenheim war der erste jüdische Maler in Deutschland, der eine akademische Ausbildung erhielt. Er studierte in seiner Geburtsstadt Hanau, später in München und Paris. Zum Studium an der Akademie gehörte das Kopieren alter Meister. Selbst seine Kopien als Student verraten bei näherem Hinsehen Oppenheims dezidiert jüdische Perspektive. Bei der Kopie nach Raffaels Madonna della Tenda, die gerade erst nach München gelangt war, ließ der Neunzehnjährige einfach die Details weg, die ihm zu eindeutig christlich erschienen. So fehlen hier der Kreuzstab des Johannesknaben oder die Heiligenscheine, die sich im Original über den Köpfen der Figuren befinden.

Porträtist des jüdischen Bürgertums

In Frankfurt entstand nach den napoleonischen Kriegen ein urbanes jüdisches Bürgertum. Viele Restriktionen der Ghettozeit waren abgeschafft und Juden spielten auch wirtschaftlich eine maßgebliche Rolle. Oppenheim profilierte sich als Porträtist eines selbstbewussten jüdischen Bürgertums, das aber immer noch rechtlichen und sozialen Diskriminierungen ausgesetzt war.

Oppenheims Porträts waren nicht nur „private“ Bilder, sondern prägten auch das öffentliche Bild des jüdischen Bürgertums, angefangen von der Bankiersfamilie Rothschild, über Intellektuelle wie Heinrich Heine und Ludwig Börne oder den Philologen Jakob Weil. Diese Bilder veranschaulichen bürgerliche Tugenden, Zurückhaltung und Respektabilität, betonen oft aber auch Werte wie Bildung und Kultur.

Joseph Wertheimer, Jüdische Kunst, jüdische Künstler und jüdische Kunstfreunde 1858

Er hat die Idee, jüdische Stoffe mit jüdischem Bewußtsein darzustellen, nicht nur in sich aufgenommen, sondern auch consequent in einer ganzen Reihe gelungener, größtentheils durch Stich und Steindruck weiter bekannt gewordener Bilder in Ausführung gebracht.

Die Bilder aus dem altjüdischen Familienleben

Dieser Holzstich nach einem Gemälde von Moritz Daniel Oppenheim zeig teine Familie beim Laubhüttenfest
Moritz Daniel Oppenheim: Das Laubhüttenfest, Holzstich nach einem Gemälde aus dem Zyklus „Bilder aus dem altjüdischen Familienleben“, nach 1868 © Jüdisches Museum Frankfurt

Auch Oppenheims berühmte „Bilder aus dem altjüdischen Familienleben“ können als Statement zur kulturellen Zugehörigkeit des deutschen Judentums verstanden werden. Hier werden mit Mitteln der historisierenden Genremalerei beinahe klischeehaft bürgerliche Werte wie Frömmigkeit, Familiensinn, Bildung und Respektabilität in den Vordergrund gerückt. Die Bilder betonen so die Gemeinsamkeiten mit den Leitwerten des christlichen Bürgertums; anders als später im Orientalismus, der das Exotische hervorhob. Aus Sicht der Mehrheitsgesellschaft ermöglichten diese Bilder eine Identifikation mit den fremden Traditionen und Bräuchen der Juden. Die Serie wurde systematisch mit verschiedenen Reproduktionstechniken verbreitet und richtete sich ganz bewusst an ein Massenpublikum.

Die Bilder Moritz Daniel Oppenheims

Von den gut 350 dokumentierten Gemälden Oppenheims gilt etwa ein Drittel als verschollen. Viele von ihnen gelangten nach 1933 im Gepäck jüdischer Emigranten ins Ausland. So befinden sich heute die bedeutendsten Sammlungsbestände zu Oppenheim im Jewish Museum New York und dem Israel Museum in Jerusalem.

In den letzten Jahrzehnten haben auch das Museum Schloss Philippsruhe in Oppenheims Geburtsstadt Hanau und das Jüdische Museum Frankfurt umfangreiche Sammlungen seiner Werke aufgebaut. In unserer neuen Dauerausstellung zeigen wir in zwei Räumen Bilder Oppenheims aus unterschiedlichen Schaffensphasen.