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Warum Menschen ihre Religion wechseln

Vor allem für Juden hat der Vorgang der Konversion eine lange, beunruhigende Geschichte. Jahrhundertelang waren sie das Opfer erzwungener Konversionen, nicht nur im Spanien der Reconquista. Und das nicht nur, da andere Religionen grundsätzlich Interesse daran besaßen und besitzen, Proselyten zu machen, sondern auch, weil eine Konversion als Triumph über die »alte« Religion begriffen wird. Für das Christentum wie für den Islam besitzt die Konversion von Juden daher eine ganz besondere Bedeutung. In der historischen Entwicklung zeigt sich freilich, dass Konversionen den unterschiedlichsten Interessen dienen konnten, wie der Ausweitung religiöser und politischer Macht oder der finanziellen Absicherung durch Abgaben, Schenkungen und Erbschaften seitens der Konvertierten. 1948 wurde das Recht auf Konversion in die Menschenrechte aufgenommen. Dennoch ruft das Thema nach wie vor viele Fragen nach umkämpften Identitäten auf, in einer Gegenwart, die von »Multikulturalismus« und Migration genauso geprägt ist wie von Fundamentalisten und der Suche nach festgefügten Traditionen.

Der zur Ausstellung erscheinende Essayband dokumentiert nicht nur die Exponate und Biografien ausgewählter Konvertiten wie Heinrich Heine und Edith Stein, sondern stellt auch Theorien der Konversion, die Geschichte jüdischer Konversionen in Europa und aktuelle Konversionsdebatten vor. Er erzählt von der Not und finanziellen Interessen, spirituellen Erweckungen und politischer Macht, von sozialen Erfolgen und Misserfolgen.

344 S., zahlreiche Abb.

Hrsg. von Regina Laudage-Kleeberg und Hannes Sulzenbacher im Auftrag der Jüdischen Museen Hohenems, Frankfurt am Main und München
Berlin: Parthas Verlag
2012
ISBN: 978-3-86964-067-9

Preis: 24,00 Euro