"AntiAnti – Museum Goes School" ist das erste kulturelle Bildungsprogramm eines Jüdischen Museums, das für Berufsschulen konzipiert wurde. Der Anteil der Schüler*innen mit Migrationshintergrund oder mit brüchigen Bildungsbiografien ist dort besonders hoch, das kulturelle Bildungsangebot hingegen gering.
Gegen Antisemitismus und Rassismus
Antisemitismus findet sich in unterschiedlichen extremistischen Einstellungen und bietet Anschlussfähigkeit für weitere menschenverachtende Haltungen. Im Sinne einer primärpräventiven Bildungsarbeit ist es besonders wichtig, niedrigschwellige Zugänge zu jüdischer Kultur und Geschichte zu gestalten, um antisemitischen Vorurteilen entgegenzuwirken.
Personenorientierter Ansatz
Die Lerneinheiten verfolgen einen personenorientierten Ansatz, der darauf zielt, die Persönlichkeit der Schüler*innen durch Selbstreflexion, Empowerment, Aufklärung und kulturelle Teilhabe zu fördern. Wir möchten Schüler*innen zu einem selbstreflexiven Verständnis von kultureller Diversität und Diskriminierung befähigen und dabei für alle Arten gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sensibilisieren. Gleichzeitig stärken wir die Teilnehmer*innen im Umgang mit selbsterlebten Diskriminierungserfahrungen in der Einwanderungsgesellschaft.
Sechsmonatige Projektphasen
Das Programm ist auf ein halbes Jahr angelegt. In einem Schulhalbjahr werden jeweils sechs Workshops an unterschiedlichen Lernorten durchgeführt, die anstatt des Schulunterrichts stattfinden. In den Workshops sensibilisieren wir Jugendliche für Migrationsbewegungen und Diversität. Wichtig ist uns auch die Vermittlung von Wissen über Unterschiede und Gemeinsamkeiten der drei monotheistischen Religionen. Die vielfältigen pädagogischen Methoden sprechen vor allem die emotionalen Positionen und Haltungen der Schüler*innen an.
Die Themen und Lernorte der einzelnen Workshops:
- Ich und meine Lebenswirklichkeit (in der Schule)
- Ich und meine ‚Anderen‘ (in der Schule)
- Grundlagen der monotheistischen Religionen: Judentum, Christentum und Islam im Vergleich (im Jüdischen Museum oder Museum Judengasse)
- Mediale Konstruktion des ‚Anderen‘ und religiöser Trialog (in der Henry und Emma Budge Stiftung)
- Mein Stadtteil – Meine Heimat? Ein Videowettbewerb (in den Stadtteilen der Jugendlichen)
- Zukunft gestalten (in der Schule)
- Abschlussfeier (im Jüdischen Museum oder Museum Judengasse
Videointerview
Im Interview erläutert Projektleiterin Dr. Türkân Kanbiçak den Ansatz des Programms AntiAnti und berichtet über persönliche Erfahrungen aus den ersten beiden Jahren.
Lehrer*innenfortbildungen
Das Billdungsprogramm „AntiAnti“ berücksichtigt auch die Lehrkräfte. Pro Halbjahr bieten wir drei akkreditierte Fortbildungen an. Die Themen sind:
- Demokratiebildung und Demokratiegefährdung
- Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus in der Einwanderungsgesellschaft
- Extremistische Biografien im Vergleich.
Ziel der Fortbildungen ist der Ausbau transkultureller Kompetenzen, die Aufklärung über Diskurse zu Ursachen und Motivationen für Radikalisierungen und die Sensibilisierung der Lehrkräfte für beginnende Radikalisierungsprozesse. Gleichzeitig soll die Reflexion über eigene Positionierungen und Haltungen im Umgang mit Diversität und Konfliktsituationen gefördert werden.