Blick auf ein Zitat im Keller der Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle Frankfurt; Foto: Norbert Miguletz

2015: Eröffnung der Erinnerungsstätte an der Frankfurter Großmarkthalle

Erinnerung an die Massendeportationen aus Frankfurt

2015 wurde die Erinnerungsstätte an der Frankfurter Großmarkthalle eröffnet, die wir seither pädagogisch betreuen. Sie erinnert an die Massendeportationen aus Frankfurt während des Zweiten Weltkriegs. Der Entwurf stammt vom Architekturbüro KatzKaiser. Für unsere Reihe zu 30 Jahren Jüdisches Museum blicken die Architekten Tobias Katz und Marcus Kaiser zurück.

Es ist ziemlich genau 14 Jahre her, dass wir zum ersten Mal mit dem Jüdischen Museum Frankfurt in Berührung kamen. Im Rahmen unserer Tätigkeit am Fachbereich Architektur an der TU Darmstadt wurden wir gefragt, ob wir uns vorstellen könnten, eine Ausstellungsarchitektur zu den Deportationen aus Frankfurt am Main für das dortige Jüdische Museum zu entwickeln. Und so wurde die Ausstellung „Und keiner hat für uns Kaddisch gesagt …“ zugleich unser erstes gemeinsames Projekt, aus dem schließlich das Büro KatzKaiser hervorgegangen ist. Die Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Team des Museums war eine sehr intensive Erfahrung, die uns in der gestalterischen Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex geprägt hat. Zahlreiche Ausstellungen folgten, im Jüdischen Museum Frankfurt und in Museen im gesamten Bundesgebiet.

Blick auf ein Zitat auf der Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle Frankfurt; Foto: Norbert Miguletz
Blick auf eines der in den Boden eingelassenen Zitate auf dem öffentlichen Teil der Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle Frankfurt. Foto: Norbert Miguletz © Jüdisches Museum Frankfurt

Als im Jahr 2009 der internationale Wettbewerb zur Erinnerungsstätte an der Frankfurter Großmarkthalle ausgeschrieben war, zweifelten wir nicht eine Sekunde an einer Teilnahme. Sofort erschienen Motive aus der Ausstellung vor unserem geistigen Auge: die eindrücklichen Aufnahmen der Großmarkthalle von Dieter Leistner; die Begegnung mit Edith Erbrich, die als eine der wenigen Überlebenden zur Pressekonferenz sprach; das an Biographien orientierte Erzählprinzip der Ausstellung. Sie halfen uns, eine Haltung für den Ort zu entwickeln, die seine Alltäglichkeit bewahrt und zugleich die Unfassbarkeit der Deportationen zum Ausdruck bringt. Und so geht es also auch auf die Ausstellung zurück, dass die Geschichte der Deportationen an der Erinnerungsstätte anhand eingeschriebener Zitate von Zeitzeugen erzählt wird.

Edith Erbrich ist uns während der Realisierung der Erinnerungsstätte wiederbegegnet. Sie stand uns zur Seite und war uns mit ihren Erzählungen das denkbar beste Regulativ. Das Jüdische Museum ist Teil unserer Geschichte. Und wir sind froh, auch Teil seiner Geschichte zu sein. Deren Fortgang werden wir mit Spannung beobachten und schreiben auch gerne weiter daran mit.