Bereits einige Jahre vor der Eröffnung 1988 begannen die Vorbereitungen für die Dauerausstellung des neuen Museums. Beteiligt war eine Historikerkommission, die gemeinsam mit dem frisch aufgebauten Mitarbeiterstab des Museums ein ambitioniertes, zeitgemäßes Konzept für die Prösentation erarbeitete. Dr. Felicitas Heimann-Jelinek, Judaistin und Kunsthistorikerin, war damals als Sammlungsbearbeiterin für das Museum tätig.
"Als ich involviert wurde, arbeiteten die Kolleginnen und Kollegen mit Hochdruck auf den staatlich verordneten Eröffnungstermin hin. Der war für den 9. November 1988 angesetzt, dem 50. Jahrestag des Novemberpogroms 1938. Dieses Symboldatum war natürlich nicht von ungefähr gewählt. Die Eröffnung eines Jüdischen Museums sollte nicht nur das Image der Stadt Frankfurt positiv befördern. Es ging auch um das Image der Bundesrepublik. Die wollte damals den Beweis für ein anderes, ein neues Deutschland ablegen, das die Zeit des Nationalsozialismus endgültig hinter sich gelassen hatte.
Etwa sieben Monate vor dem Eröffnungstermin trat der damalige Direktor Georg Heuberger, seligen Angedenkens, mit der Frage an mich heran: ‚Sag mal, wir haben dann ja nur eine Dauerausstellung. Sollten wir nicht auch eine Wechselausstellung zur Eröffnung haben? Kannst du dir nicht was überlegen?‘ Ziemlich naiv, aus heutiger Sicht. Dazu muss entschuldigend gesagt werden, dass wir damals, die die ersten jüdischen Museen in den 1980er Jahren gründeten, betreuten, begleiteten, alle self-made-Museumsmenschen waren, ohne Museumsausbildung oder kuratorische Erfahrung. Trotzdem glaubten wir damals, die wir mit jüdischer Geschichte und Kultur vertraut und beauftragt waren, wir könnten das irgendwie schon alles. Und wir könnten es vor allem auch schnell.
Und so war es dann auch: Eine Idee wurde aus dem Ärmel geschüttelt, nämlich die Ausstellung 'Was übrig blieb'. Gezeigt wurden Reste der Sammlung des 1922 eröffneten Museums Jüdischer Altertümer in Frankfurt, das 1938 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und geplündert wurde. Ein halbes Jahr recherchierte und arbeitete ich, von den überlasteten Kolleginnen und Kollegen, aber auch von zugezogenem Personal unterstützt, nonstop. Und dann war sie da, die Ausstellung. Erstmals in Europa ging sie der Frage nach dem Schicksal des durch Vertreibung oder Ermordung der europäischen Juden herrenlos gewordenen jüdischen Kulturguts und seiner Umverteilung in alle Herren Länder nach 1945 nach.0"