Hermann Struck, Blick auf Frankfurt am Main, 1910

Die Kunstsammlung

Jüdische Künstler oder jüdische Kunst?

Die Kunstsammlung des Jüdischen Museums umfasst rund 11.300 Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafiken. Der Schwerpunkt liegt auf jüdischen Künstler*innen aus Frankfurt und dem Thema Exilkunst.

Er war der erste jüdische Künstler, der eine akademische Ausbildung genoss: Moritz Daniel Oppenheim (1800 − 1882). Intensiv setzte er sich mit der jüdischen Tradition auseinander und porträtierte die maßgeblichen jüdischen Persönlichkeiten seiner Zeit. Oppenheims Werke bilden deshalb das Kernstück der Kunstsammlung. Nur wenige jüdische Künstler des 20. Jahrhunderts, wie etwa Ludwig Meidner, Jakob Steinhardt und Hermann Struck, setzten diese Auseinandersetzung mit dem Judentum in ihren Werken fort.

Daneben sammelt das Museum auch Werke von jüdischen Künstler*innen, die keine religiösen Motive behandeln. In deren Werken wird deutlich, dass sich Jüdinnen und Juden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als selbstverständlichen Teil der städtischen Gesellschaften betrachteten, von der sie ab 1933 systematisch ausgeschlossen und beraubt wurden. Das Jüdische Museum sammelt diese Werke, um die deutsch−jüdische Kunst− und Kulturszene der damaligen Zeit in ihrer Vielfalt in Erinnerung zu bringen. Darüber hinaus widmet es sich jüdischen Kunstschaffenden der Gegenwart.

Frankfurter jüdische Künstler im Jakob Nussbaum-Archiv

Im Jakob Nussbaum-Archiv sammeln wir Malerei und Grafik von Frankfurter jüdischen Künstlern, vorwiegend aus den 1920er Jahren. Sie prägten das künstlerische Leben der Stadt, wurden durch das NS-Regime verfemt, verfolgt, in die Emigration gezwungen oder ermordet.

Den umfangreichsten Bestand bildet zum einen Gemälde und Grafiken sowie der Nachlass des namensgebenden Frankfurter Impressionisten Jakob Nussbaum (1873-1936) mit persönlichen Briefen, Dokumenten, Fotos sowie rund 200 Zeichnungen und Aquarellen, die das Museum mit Unterstützung der Freunde und Förderer des Jüdischen Museums aus Familienbesitz erworben hat.

Hinzu kommen Werke von Samson Fritz Schames (1898–1967), dessen Werksübersicht erstmals 1989 vom Jüdischen Museum präsentiert wurde. Derzeit bearbeiten wir ein Konvolut von rund 400 Zeichnungen der Expressionistin Erna Pinner (1890-1987) sowie Leben und Werk der in Vergessenheit geratenen Expressionistin Rosy Lilienfeld (1896-1942).

Exilkunst im Ludwig Meidner-Archiv

Das Ludwig Meidner-Archiv verwaltet den rund 2.000 Werke umfassenden künstlerischen Nachlass des Expressionisten Ludwig Meidner (1884 − 1966), betreut aber auch weitere Nachlässe von Exilkünstler*innen.

  • Else Meidner (1900 − 1987), Schülerin und spätere Ehefrau Ludwig Meidners.
  • Kurt Levy (1911 − 1987), der in Kolumbien zum anerkannten Künstler avancierte.
  • Arie Goral (1909 − 1996), dessen Bilder belegen, dass der streitbare Publizist und Aktivist eine sehr poetische Seite besaß.
  • H. Henry Gowa (1902 − 1990), Maler und Bühnenbildner.
  • Ida („Adi“) Ritter (1900 − 1975) − eine über die Bahamas, in die USA emigrierte Künstlerin. 

 

 

 

Zeitgenössische Kunst

Modell des Kunstwerks "Untitled / Ohne Titel" für das neue Jüdische Museum Frankfurt von Ariel Schlesinger
Der israelische Künstler Ariel Schlesinger hat für das Jüdische Museum Frankfurt eine Baumskulptur entwurfen, hier im Modell. 2019 wird das Kunstwerk enthüllt.

Die Sammlung zeitgenössischer Kunst des 21. Jahrhunderts befindet sich im Aufbau und wird neben Malerei auch Fotografie, Skulptur, Installation und Film umfassen. Die Sammlung ist international ausgerichtet. Unser Interesse richtet sich auf ästhetische und konzeptionelle Darstellungsformen verschiedenster Auffassungen von jüdischer Identität, künstlerische Auseinandersetzungen mit der jüdischen Tradition sowie jüdische Perspektiven und Reflexionen über die Auswirkungen der Schoa. Beginnen konnten wir mit dem Auftragswerk „Untitled“ (2018) von Ariel Schlesinger (*1980). Die Skulptur ist ab Frühjahr 2019 im Außenbereich des Museums zu sehen. Von Nir Alon (*1964) stammt die Installation „The Glory and the Misery of Our Existence“ (2018) im ehemaligen Vestibül des Rothschildpalais.