Gemälde von Jakob Nussbaum: Landschaft um Kinneret am See Genezareth, gemalt 1925,

Das Jakob Nussbaum-Archiv

Frankfurter jüdische Künstler

Im Jakob Nussbaum-Archiv verwahren wir einen Teil des künstlerischen und schriftlichen Nachlasses von Jakob Nussbaum (1873-1936). Ergänzt wird dieser Sammlungsbereich durch Werke von Frankfurter Künstlerinnen und Künstlern, die ab 1933 ausgegrenzt, verfolgt und in die Emigration gezwungen oder ermordet wurden.

Das Jakob Nussbaum-Archiv umfasst Werke von Frankfurter Künstler*innen, die bis 1933 mit ihrem Wirken und Werken das Kulturleben in Frankfurt prägten, später ausgegrenzt, verfolgt und in die Emigration gezwungen oder ermordet wurden. Das Schaffen dieser heute meist in Vergessenheit geratenen Künstler*innen haben wir zum Teil wiederentdeckt. Ihr künstlerisches Schaffen möchten wir einem breiten Publikum zugänglich machen. Hierfür sammeln wir sowohl Werke aus der Zeit vor der Verfolgung als auch solche aus dem erzwungenen Exil. In Zukunft wollen wir dieses Kunstarchiv durch weiter ausbauen.

Nachlass Jakob Nussbaum

Mit Hilfe der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Jüdischen Museums und privater Spender erwarb das Museum in den vergangenen Jahren einen Teil des künstlerischen Nachlasses des Frankfurter Impressionisten Jakob Nussbaum (1873-1936). Dieser umfasst rund 200 Aquarelle, Zeichnungen, Skizzenbücher und Grafiken, sowie zahlreiche Briefe, Dokumente und Fotografien. Der Schwerpunkt liegt auf seiner Hauptschaffensphase zwischen 1903 und 1933.

Jakob Nussbaum (1873–1936), Selbstbildnis
Jakob Nussbaum (1873–1936), Selbstbildnis

Dieser Nachlass erweiterte maßgeblich unseren Bestand an wenigen Gemälden des Künstlers, die wir zum Teil als Schenkungen erhielten oder ebenfalls mit Unterstützung der Gesellschaft der Freunde und Förderer erwerben konnten. 2018 waren in der Ausstellung „Jakob Nussbaum. Frankfurter Impressionist“ einige ausgewählte Skizzenbücher und Dokumente im Freilichtmuseum Hessenpark zu sehen.

Rosy Lilienfeld (1896 − 1942), vergessene Expressionistin

Kohlezeichnung von Rosy Lilienfeld (1896-1942), Blatt 1 aus der Serie: E.A. Poe, „Das unvergleichliche Abenteuer eines gewissen Hans Pfaall“, 1929
Rosy Lilienfeld (1896-1942), Blatt 1 aus der Serie: E.A. Poe, „Das unvergleichliche Abenteuer eines gewissen Hans Pfaall“, 1929, Kohlezeichnung

Wir sammeln und erforschen seit Längerem das Werk der heute gänzlich unbekannten Expressionistin Rosy Lilienfeld (1896-1942). Die 1896 in Frankfurt geborene Künstlerin wurde 1942 in Auschwitz ermordet. Neben beeindruckenden Stadtansichten aus den 1920er Jahren schuf sie bedeutende Illustrationen zu literarischen Werken von Edgar Allan Poe, Joseph Roth, Franz Kafka oder Gottfried Keller. Besonders bemerkenswert ist ihre bildnerische Auseinandersetzung mit chassidischen und kabbalistischen Erzählungen unter anderem von Jizhak Leib Peretz und Martin Buber.

Samson (Fritz) Schames (1898 − 1967), Frankfurter Exilkünstler

Samson (Fritz) Schames' Werkübersicht wurde erstmals 1989 vom Jüdischen Museum erarbeitet. In Frankfurt 1898 geboren, besuchte er zunächst die Kunstgewerbeschule in Offenbach. Durch die Einberufung zum Militärdienst wurde diese Ausbildung jedoch unterbrochen. Nach dem Ersten Weltkrieg setzte er seine Studien an der Städelschule fort, musste sie jedoch aus finanziellen Gründen abbrechen. Schames verdiente sich nun seinen Unterhalt als Bühnenbildner. 1925 kehrte er an die Städelschule zurück und widmete sich von da an intensiv der Malerei. 1933 bereitete Samson Schames bereits seine Emigration vor, arbeitete jedoch nach dem Malverbot von 1934 bis 1938 als Bühnenbildner für den „Kulturbund Deutscher Juden“. Erst 1939 verließ er mit seiner Frau Deutschland für immer.

Erste Station des Exils war London, 1948 dann New York, wo Schames 1967 starb. Nur wenige Gemälde aus den 1930er Jahren sind erhalten geblieben. Zwei davon befinden sich in der Sammlung des Jüdischen Museums: Opernplatz (1930) und Rothschild Park – Straße im Herbst (1935). Beide sind sowohl von historischer als auch von familiärer Bedeutung.

Erna Pinner (1890 – 1987), Exilkünstlerin mit zweiter Karriere

Bleistiftzeichnung von Erna Pinner (1890-1987), Yewe-Priesters von der Goldcoast
Erna Pinner (1890-1987), Yewe-Priesters (Belt "Kavari-Shells"); Lavalaps Goldcoast, 1928, Bleistift und Aquarell auf dünnem Papier auf Papier geklebt

2014 erhielt das Jüdische Museum einen Teil des künstlerischen Nachlasses von Erna Pinner mit rund 400 Aquarellen, Zeichnungen und Druckgrafiken von den Erben geschenkt. Erna Pinner, 1890 in Frankfurt geboren, galt in Deutschland von den 1920er Jahren bis zu ihrer beruflichen Ausgrenzung durch die Nationalsozialisten als herausragende Künstlerin und Publizistin.

Bereits mit sechzehn Jahren hatte sie mit ihrer künstlerischen Ausbildung am Städel‘schen Kunstinstitut in Frankfurt begonnen. Von 1908 bis 1910 war sie Schülerin von Lovis Corinth in Berlin. 1911 zog sie nach Paris und studierte an der Accadémie Ranson. Hier kam sie mit den Künstlern Paul Serusier, Felix Valotton und Maurice Denis, dem französischen Symbolismus, dem Post-Impressionismus und dem Neoklassizismus in Berührung.

1919 lernte sie Kasimir Edschmid kennen. Aus der knapp zwanzig Jahre andauernden Liebes- und künstlerischen Partnerschaft gingen zahlreiche gemeinsame Publikationen hervor. Ihre Aquarelle und Zeichnungen wurden nicht nur in der Frankfurter Galerie Ludwig Schames sondern auch bei Alfred Flechtheim in Berlin, Düsseldorf und Frankfurt ausgestellt. 1931 erschienen ihr Buch „Ich reise durch die Welt“, eine Art journalistische Berichterstattung ihrer Reisen, die sie mit Kasimir Edschmid in den Jahren davor unternommen hatte. Fast alle zeichnerischen Vorlagen zu den Illustrationen aus diesem Werk befinden sich heute in unserer Sammlung.

Erna Pinner, Short Eared Owl (Eule), Bleistift und Tusche auf Papier
Erna Pinner, Short Eared Owl (Eule), Bleistift und Tusche auf Papier, Foto: Herbert Fischer © Jüdisches Museum Frankfurt, Schenkung Familie Oldham

1934 wurde sie zur Emigration ins englische Exil gezwungen. Dort verdiente sie ihren Lebensunterhalt zunächst mit Tierzeichnungen auf Grußkarten. Später begann sie durch Kontakte zum Londoner Zoodirektor ein naturwissenschaftliches Studium und spezialisierte sich auf populärwissenschaftliche Publikationen, für die sie nicht nur die Illustrationen beisteuerte, sondern später auch die Texte verfasste. Ihre berühmtesten Nachkriegspublikationen zu Verhaltensstudien in der Tierwelt sind Curious Creatures (1951) (Wunder der Wirklichkeit), die in sieben Sprachen veröffentlicht wurden, und Born Alive (1959) (Panorama des Lebens). Auch ein Großteil der Vorzeichnungen zu diesen Werken befindet sich heute in unserer Sammlung.