Ida "Adi" Ritter, Selbsporträt (Ausschnitt)

Ida (Adi) Ritter (1900–1975)

Eine Künstlerin der "vergessenen" Generation

Ida Ritter, die ihre Bilder manchmal auch mit „Adi“ (also einem Anagramm ihres Vornamens) Ritter signierte, zählt zu den Künstlern der "vergessenen" Generation. Wir betreuen ihren künstlerischen Nachlass. In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über ihr Leben und Werk.

Künstlerische Anfänge

Ida Ritter wuchs mit zwei Schwestern als Tochter von Max Meir Lauinger und seiner Frau Minna, geborene Ehrmann, in Nürnberg auf. Sie studierte an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst in Berlin, unter anderem bei Karl Hofer. 1935 heiratete sie den Schauspieler und Schriftsteller Fritz Ritter und bestritt als Grafikerin und Illustratorin den gemeinsamen Lebensunterhalt.

Als jüdische Künstlerin waren ihre Arbeitsmöglichkeiten in Deutschland nach 1933 stark eingeschränkt. Auf den Bahamas und in den USA, wohin sie später emigrierte, gelang es ihr nur sehr bedingt, sich als Künstlerin zu etablieren.

Emigration auf die Bahamas

Ida (Adi) Ritter, Hafenszene, Aquarell
Ida (Adi) Ritter, Hafenszene, Aquarell, Bahamas ca. 1939-1944. Jüdisches Museum Frankfurt, CC BY-SA 4.0

Im Sommer 1939 emigrierten Fritz und Ida Ritter auf die Bahamas mit der Absicht, schnellstens in die USA weiterzureisen, was aber durch den Kriegsbeginn verhindert wurde. Die Gesellschaftsstruktur der Bahamas, wo der ehemalige britische König Edward VIII. als Gouverneur residierte, war damals noch stark vom Kolonialismus geprägt. Da die Ritters weder der überwiegend wohlhabenden europäischen Oberschicht noch der vorwiegend schwarzen Mehrheitsbevölkerung angehörten, befanden sie sich in einer prekären Zwischenposition. In Nassau erteilte Fritz Ritter Privatunterricht in Latein, während Ida Ritter durch Malunterricht und Gelegenheitsarbeiten wie Wandmalereien für Bars zum Lebensunterhalt beitrug.

Erst 1944 wurde ihnen die Einreise in die USA gestattet, die sie erst wieder 1968 verließen, um ihren Ruhestand in der Schweiz zu verbringen, wo Adi Ritter 1975 starb.

In den USA

Ida (Adi) Ritter, Demonstration,Öl auf Leinwand, Chicago 1960-1969
Ida (Adi) Ritter, Demonstration,Öl auf Leinwand, Chicago 1960-1969. Jüdisches Museum Frankfurt, CC BY-SA 4.0

Ida Ritter entwickelte in den USA einen eklektischen Stil, der unterschiedlichste Eindrücke verarbeitete. Waren ihre Bilder in Deutschland vor allem durch den Expressionismus und die französische Moderne geprägt, werden im amerikanischen Exil Einflüsse des Kubismus und Surrealismus, aber auch der zeitgenössischen abstrakten Kunst sichtbar. Als Künstlerin blieb sie aber immer ausgesprochen experimentierfreudig und erprobte immer wieder neue Techniken und Bildformulierungen.

In den ersten Jahren in den USA war sie zunächst als Kunstlehrerin an verschiedenen Schulen tätig. Nachdem ihr Ehemann eine feste Anstellung gefunden hatte, war sie als freie Künstlerin tätig, nahm an mehreren Ausstellungen teil und reiste wiederholt zum Malen nach Mexiko. Die Motive der Bilder von Ida Ritter waren ausgesprochen vielfältig: neben Landschaften, Porträts, Stillleben und Tierbildern finden sich auch zahlreiche Bilder, die sich mit philosophischen oder politischen Themen auseinandersetzen.

Aus einem Brief von Fritz (Frederick) Ritter vom 04.09.1964

"Sie ist ja nun auch eine alte Dame, aber ihr Eifer für die Malerei ist heißer als je. Sie träumt von einer neuen Art Malerei, die es nicht gibt, und was sie heute malt, kratzt sie morgen wieder ab. … Nun, vielleicht malt sie eines Tages wirklich das Bild, von dem sie träumt. Ich wollt, es würde recht bald gelingen…"