Das Bild zeigt einen Ausschnitt aus Moritz Daniel Oppenheims Selbstbildnis mit seiner ersten Frau Adelheid, geb. Cleve

1999: Moritz Daniel Oppenheim

Die Entdeckung des jüdischen Selbstbewusstseins in der Kunst

Im Dezember 1999 eröffnete im Jüdischen Museum eine Ausstellung zum 200. Geburtstag des Malers Moritz Daniel Oppenheim. Es war die bis dahin ambitionierteste und aufwändigste Kunstausstellung in unserem Hause. Unser Kurator Erik Riedel blickt zurück.

Wir waren aber besonders stolz darauf, dass es uns auch gelungen war, zahlreiche Werke in Privatbesitz ausfindig zu machen, die oftmals im Gepäck jüdischer Emigranten um den halben Globus gereist waren. Die Retrospektive bot so erstmals seit 100 Jahren wieder einen Gesamtüberblick über das Lebenswerk des Künstlers.

Maler der Rothschilds

Dieser Holzstich nach einem Gemälde von Moritz Daniel Oppenheim zeig teine Familie beim Laubhüttenfest
Moritz Daniel Oppenheim: Das Laubhüttenfest, nach 1868

Oppenheim war bei seinen Zeitgenossen als Maler biblischer Szenen und Porträtist des jüdischen Bürgertums bekannt. Er malte nicht nur die Bankiersfamilie Rothschild, sondern auch Intellektuelle und Künstler wie Heinrich Heine, Ludwig Börne und Felix Mendelssohn Bartholdy. Weltberühmt wurde der Maler schließlich mit seinem Spätwerk, den „Bildern aus dem altjüdischen Familienleben“, die als Mappen und Bildserien, als Postkarten und Sammelbilder immer wieder aufgelegt wurden.

Ausstellung und Forschung

Im Laufe der Vorbereitungen zur Ausstellung war irgendwann ein Punkt erreicht, an dem wir feststellten, dass unsere Recherchen das für eine Ausstellung notwendige Ausmaß überschritten hatten. Angesichts des umfangreichen dokumentarischen Materials, das wir aufgestöbert hatten, darunter Notizhefte und Skizzenbücher Oppenheims, beschlossen wir, im Ausstellungskatalog eine Dokumentation seines Gesamtschaffens zu publizieren. Das Werkverzeichnis umfasst rund 850 Bilder, von denen viele allerdings als verschollen galten, auch wenn erfreulicherweise inzwischen wieder einige aufgetaucht sind. Die Fertigstellung des Werkverzeichnisses bedeutete für meine damaligen Kolleginnen und mich eine Menge zusätzlicher Arbeit, dem mancher Abend und manches Wochenende geopfert wurde.

Lohn der Mühe

André Lewin, ein Ur-Ur-Urenkel des Malers Moritz Daniel Oppenheim, bei der Ausstellungseröffnung
André Lewin, ein Ur-Ur-Urenkel des Malers, bei der Ausstellungseröffnung.

Unsere Anstrengungen wurden jedoch mehr als reichlich belohnt: Die Ausstellung im Rothschildpalais lockte zahlreiche Besucher an und trug dazu bei, Oppenheim als Maler der Emanzipationszeit wieder bekannt zu machen. Am 200. Geburtstag des Künstlers fand in seiner Geburtsstadt Hanau ein großer Festakt statt – die Ausstellung war bereits kurz zuvor eröffnet worden – und zwar in den prächtigen Räumen von Schloss Philippsruhe, unserem Kooperationspartner. Zu der Veranstaltung waren auch eine ganze Reihe von Nachkommen Oppenheims erschienen, die wir in Frankreich, der Schweiz und den USA aufgespürt hatten. Eine besondere Anerkennung unserer Arbeit bestand für uns jedoch darin, dass die Ausstellung im Anschluss auch in den USA präsentiert wurde. Unsere Kollegen vom Center for Jewish History waren so beeindruckt von der Subtilität und dem Raffinesse von Oppenheims Bildern, dass sie die Retrospektive auch in New York zeigten.