Else Meidner, Selsbtporträt, 1949, Kohlezeichnung

Else Meidner (1901-1987)

Mehr als nur die Frau eines berühmten Malers

Während Ludwig Meidner als Expressionist international bekannt wurde, kennen nur wenige seine Frau Else Meidner. Dabei schuf sie ein umfangreiches, ausgesprochen unabhängiges Werk, das zahlreiche einfühlsame Porträts enthält. Zugleich war sie aber auch fasziniert von düsteren, tragischen Themen wie Tod, Gewalt und Einsamkeit.

Künstlerische Anfänge

Else Meidner wuchs mit zwei Schwestern als Tochter des wohlhabenden Berliner Arztes Dr. Heinrich Meyer und seiner Frau Margarete, geborene Fürst, auf. In ihrem Wunsch, Künstlerin zu werden von Käthe Kollwitz und Max Slevogt bestärkt, studierte Else Meidner an der Kunstgewerbeschule und der Kunstakademie in Berlin. Später besuchte sie am Berliner Studienatelier für Malerei und Plastik die Zeichenklasse von Ludwig Meidner.

Erste Erfolge in Berlin

Ende der 1920er Jahre fanden die Arbeiten von Else Meidner erste öffentliche Anerkennung. 1928 wurde ihre Porträtradierung des Schriftstellers Alfred Döblin bei einem Grafikwettbewerb der „Schaffenden“ ausgezeichnet. Ihre Einzelausstellung bei den "Juryfreien" in Berlin im Mai 1932, in der dreißig ihrer Arbeiten gezeigt wurden, fand in der Kritik eine durchweg positive Aufnahme.

Else Meidner (1900-1987), Alfred Döblin, Kaltnadelradierung, Berlin 1927
Else Meidner (1900-1987), Alfred Döblin, Kaltnadelradierung, Berlin 1927 © Ludwig Meidner-Archiv, Jüdisches Museum der Stadt Frankfurt am Main

Der renommierte Kritiker Max Osborn schrieb über ihre Bilder: "Hier ist überall große Form, ein merkwürdiges Gefühl des rätselvollen und schmerzhaften Zusammenhangs der Weltdinge, und zugleich eine feste Hand, die sich nicht verliert. Man sieht einen Weg, der hinaufführt."

1933 wurde dieser Weg jäh blockiert: Ausstellungen waren nun nur noch für ein jüdisches Publikum, etwa im Rahmen des Jüdischen Kulturbunds möglich. 1935 nahm Ludwig Meidner eine Stelle als Zeichenlehrer an einer jüdischen Schule in Köln an. Else Meidner folgte ihm mit dem gemeinsamen Sohn David.

Joseph Paul Hodin, Aus den Erinnerungen von Else Meidner, Darmstadt 1979

Hier in London gehe ich herum wie im Traum und wundere mich, dass ich hier bin. Es gibt Pflanzen, die überall gedeihen, wenn man sie verpflanzt, aber ich konnte nie mehr neue Wurzeln schlagen. Meine Wurzeln sind in Berlin geblieben.

Emigration

Im August 1939 emigrierte Else Meidner mit ihrer Familie nach England. Nach ihrer Ankunft arbeitete sie zunächst als Dienstmädchen bei einer älteren Frau im Süden Londons, wo sie auch wohnte. Auch als Ludwig Meidner 1940/41 als „enemy alien“ interniert wurde, war sie auf sich gestellt. Später lebte die Familie in prekären materiellen Verhältnissen und auch die künstlerische Anerkennung blieb weitgehend aus.

Else Meidner (1900-1987), Mutter und Kind, Kohlezeichnung, London 1945-50
Else Meidner (1900-1987), Mutter und Kind, Kohlezeichnung, London 1945-50 © Ludwig Meidner-Archiv, Jüdisches Museum der Stadt Frankfurt am Main

Das Ehepaar entfremdete sich zusehends und als Ludwig Meidner 1953 schließlich nach Deutschland zurückkehrte, blieb Else Meidner in London. Sie hatte inzwischen die britische Staatsangehörigkeit angenommen und weigerte sich wieder nach Deutschland zurückzukehren. Eine Ausnahme bildete ein mehrmonatiger Besuch bei Ludwig Meidner, als dieser 1963 erkrankte.

Ihre letzten Arbeiten schuf Else Meidner Mitte der 1960er Jahre. Danach gab sie ihre künstlerische Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen, sicherlich aber auch aus Entmutigung, auf.

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