Handgeschriebenes und aufwendig verziertes Kantorbuch aus Frankfurt, 1920

Klang des Gebets

Kantor Menachem Brummer singt das "Lecha Dodi" in der Synagoge

Der Kantor Menachem Brummer hat sich für uns die Zeit genommen, das "Lecha Dodi" zu singen und aufzunehmen. Grundlage hierfür war ein Kantorbuch in unserer Sammlung. Ihr könnt der Stimme von Brummer lauschen und zugleich den Strophen im schön gestalteten Kantorbuch folgen.

In der jüdischen Tradition spielt Musik sowohl im Gottesdienst als auch bei privaten Festen eine große Rolle. In der Synagoge trägt der Kantor singend die Gebete und die Abschnitte aus der Tora vor. In liberalen Gemeinden wird der Gottesdienst manchmal mit Instrumentalmusik gefeiert. Einer der Höhepunkte des Gottesdienstes zum Schabbat ist das mystisch-liturgische Gedicht "Lecha Dodi", mit dem der Schabbat willkommen geheißen wird.

Zur Einstimmung auf den Schabbat: Das Lecha Dodi

"Auf [Komm], mein Freund" bedeutet Lecha Dodi, die Anfangsworte des Gedichts. Während des Singens der letzten Strophe wenden sich die Besucher*innen des Gottesdienstes traditionellerweise zur Tür der Synagoge und begrüßen mit einer Verbeugung und mit den Worten "Boi, Kalla!" ("Kehre ein [Komm], Braut [Schabbat])!" die Königin Schabbat. Verfasst wurde Lecha Dodi von Rabbi Schlomo Ha-Levi Alkabetz (1505-1576), einem der führenden Kabbalisten des 16. Jahrhunderts. In den hebräischen Anfangsbuchstaben der einzelnen Strophen hat der Autor seinen eigenen Namen verewigt.

Das "Lecha Dodi" kennt zahlreiche Melodien, zu denen es gesungen wird. Kantor Brummer trägt es für Euch in einer Melodie von Louis Lewandowski (1821-1894) vor. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde das "Lecha Dodi" aus unserem Kantorbuch zu der Zeit mit derselben Melodie in der 1882 eröffneten Börneplatzsynagoge gesungen.

Hier findet Ihr eine Auswahl der Strophen des Liedes mit Übersetzungen. Alle Strophen in deutscher Übersetzung und hebräischer Schrift findet ihr unter anderem in folgender Publikation: Sidur Sefat Emet, Übersetzung Rabbinder Dr. S. Bamberg, Victor Goldschmidt-Verlag, Basel 1986.

Ein reich verziertes Kantorbuch

Vorderseite des Frankfurter Kantor-Buchs von 1920
Vorderseite des Frankfurter Kantor-Buchs von 1920. Leihgabe der Jüdischen Gemeinde Frankfurt K.d.ö.R.

Der Sofer (Tora-Schreiber) der Frankfurter Börneplatz-Gemeinde, Elimelech Max Beer, schrieb und illustrierte dieses Kantorbuch 1920. Die Familie Rothschild stiftete es der Synagoge. Der Ziseleur Leo Horowitz – Sohn des bekannten Rabbiners Dr. Markus Horowitz – versah das Buch mit kunstvollen Silberbeschlägen. Die Vorderseite des Buches ziert der brennende Dornbusch. Die Randleisten bilden ein Fries quadratischer Felder mit den Namen und Symbolen der zwölf Stämme Israels. Auf hebräisch steht hier geschrieben: "Der Boden, auf dem Du stehst, ist mein, heilig ist dieses Stück Erde", ebenso wie die zwölf Namen der Stämme Israels.

Auf der Rückseite des Kantorbuches steht geschrieben: "Gestiftet von Jakew ben Schmuel Rothschild und seiner Frau Selma, Tochter des Chaim, und ihren Söhnen Mordechai und Walter und ihrer Tochter Bile im Jahre 680." Das Kantorbuch wurde folglich in den Jahren 1919/20 gestiftet.