Am 16. Juli 2015 hat die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung die Erweiterung des Jüdischen Museums und die Sanierung des historischen Rothschild-Palais beschlossen. Im Winter desselben Jahres begannen die Bauarbeiten zum neuen Jüdischen Museum. Die Projektleitung lag bei der stadteigenen MuseumsBausteine Frankfurt GmbH. Am 21. Oktober 2020 konnten wir den neuen Museumskomplex feierlich eröffnen.
Renovierung des Rothschild-Palais
Die historisch erhaltenen Räume im Rothschild-Palais wurden restauriert, stellenweise behutsam ergänzt und mit den Räumen im Nachbargebäude zu einem Museumsrundgang verbunden. Hier und im Nachbargebäude Untermainkai 14 wurden Einbauten aus der Gründungszeit des Jüdischen Museums zurückgebaut und der historische Raumzustand teilweise wiederhergestellt. Von außen nicht sichtbar sind am Übergang zu den Altbauten zwei Aufzüge integriert, die alle Ausstellungsflächen in den historischen Gebäuden barrierefrei zugänglich machen.
Neue Dauerausstellung auf drei Etagen
Auf drei Etagen des Rothschild-Palais präsentieren wir unsere neue Dauerausstellung. Darin erleben Sie die jüdische Geschichte Frankfurts von 1800 bis zur Gegenwart. Die früheren Jahrhunderte behandeln wir im Museum Judengasse.
Ein eigener Bereich ist für die Museumspädagogik vorgesehen mit Büros für die Pädagog*innen und zwei Räumen mit Seminarraum, Kinderwerkstatt und Küche für Workshops und Kreativangebote. Im obersten Stockwerk findet ein Großteil der Museumsverwaltung ihren Platz.
Der Lichtbau von Staab Architekten
Der Lichtbau steht im früheren Garten des Rothschild-Palais auf dessen Rückseite. Entworfen von Staab Architekten, verdoppelt er die Nutzfläche des Museums. Allein im weitläufigen Kellergeschoss stehen uns künftig über 600 QUadratmeter für Wechselausstellungen zur Verfügung. Das Gebäude umfasst einen großzügigen Eingangsbereich hinter dem neuen Haupteingang und einen Veranstaltungssaal, bietet Platz für ein Deli mit milchig-koscherem Speisenangebot, einen Shop und die Garderoben. Von besonderer Gestalt sind die Räumlichkeiten der neuen Bibliothek, die vollends in Eschenholz verkleidet ist und sich in Form eines großen Fensters zur Stadt hin öffnet. In den nichtöffentlichen Bereichen des Gebäudes befinden Depoträume, Werkstätten und Büros.
Die Innenraumgestaltung des Gebäudes ist geprägt vom Gegensatz zwischen Sichtbetonoberflächen und warmer Holzvertäfelung. Durchbrüche, Lichteinfälle und Split-Level erzeugen ein unerwartetes Raumerlebnis. Das architektonische Zentrum bildet ein lichtdurchflutetes Atrium. Um dieses herum gruppieren sich die öffentlichen wie nichtöffentlichen Bereiche. Von oben blicken Besucher*innen von Bibliothek und Café durch große Fenster in die Halle.
"Große Nike" für den Lichtbau
Der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten hat den Lichtbau von Staab Architekten im Jahr 2022 mit der "Großen Nike" ausgezeichnet, einem der wichtigsten Architekturpreisde des Landes. In der Begründung der Jury war zu lesen:
„Das im historischen Palais am Main untergebrachte Jüdische Museum hat mit seinem Erweiterungsbau eine verblüffende und selbstverständlich wirkende städtebauliche Neuorientierung erfahren.
Das Jüdische Museum steht für den Wunsch, trotz aller Schwierigkeiten in einer noch immer interkulturell mit sich hadernden Gesellschaft möglichst unbeschwerten Raum für Begegnung zu schaffen.“
Neuer Museumsvorplatz
Lichtbau und Rothschild-Palais öffnen sich zu den Frankfurter Wallanlagen hin zu einem neuen einladenden Museumsvorplatz. Er trägt seit 2019 den Namen Bertha-Pappenheim-Platz und ist die neue Adresse des Museums. Die Terrasse des Delis verbindet die beiden Häuser und lädt zum Verweilen ein. An der Verbindung von Alt- und Neubau empfängt die Besucher*innen weithin sichtbar eine 11 Meter hohe Baumskulptur von Ariel Schlesinger.