Kleine Figur der Judith mit dem abgeschlagenen Kopf des Holofernes vor dem Hintergrund einer Pride Flagge

Queere Perspektiven auf Jüdisches Leben in der Frühen Neuzeit

Interview mit Michal Schwartze
Porträt Irina Ginsburg
27. Juli 2020Irina Ginsburg

Museen sind Teil unserer Gesellschaft, die durch heteronormatives und hegemonial männliches Geschlechterwissen strukturiert ist. Dabei werden in Museen auch immer – explizit oder implizit – Genderthemen mitverhandelt: durch die Objekte, die Präsentation und die Texte. Dies im Blick zu haben und sich in eine gezielte Auseinandersetzung mit Genderthemen in einem Geflecht von Machtverhältnissen zu begeben, war der Grundgedanke unserer erstmals angebotenen Führung "Queere Perspektiven auf das jüdische Leben in der Frühen Neuzeit" im Museum Judengasse.

Die Führung haben wir am 17. Juli wegen der großen Nachfrage gleich zweimal angeboten. Ziel war es, geschlechtsbezogene Normenkonstruktionen zu dekonstruieren und Gegenerzählungen aufzuzeigen. Dabei ist in diesem Kontext nicht nur entscheidend, was erzählt wird, sondern auch von wem und wie dies erzählt wird. Wer erhält Sichtbarkeit als Expert*in für diese Themen? Diese Fragestellungen können nur in Kooperation mit queer Positionierten erarbeitet werden.

 

Foto von Michal Schwartze
Michal Schwartze

Wir haben Michal Schwartze eingeladen, sich mit uns zusammen auf diese Perspektiverweiterung zu begeben. Michal Schwartze ist Lehrerin, Bildungsreferentin und, der Selbstbezeichnung nach, politische Jüdin. Im Anschluss an die Führung haben wir ihr ein paar Fragen gestellt:

Irina Ginsburg: Hallo Michal, Du beschäftigst Dich mit jüdischem Queerfeminismus. Was verstehst du darunter?

Michal Schwartze: Eigentlich beschäftige ich mich mit jüdischem Feminismus und mit queeren Zugängen zum Judentum und versuche beides miteinander ins Gespräch zu bringen bzw. aus den unterschiedlichen Geschichten und Zugängen zu lernen, das weiterzuvermitteln und zusammen mit dem Thema intersektionale Frauenbewegung in meiner Heimatgemeinde auch einzubringen.

Feministisch zu sein bedeutet für mich für die Gleichberechtigung von Frauen* einzutreten, ungleiche Geschlechterverhältnisse aufzuzeigen, zu kritisieren und zu verändern, zu fragen, inwiefern Männer hieran mitwirken und davon profitieren, aber auch danach zu fragen, welche Rolle Frauen bei der Aufrechterhaltung dieser Verhältnisse (gewollt oder ungewollt) spielen. Nicht zuletzt geht es auch um die Anerkennung von sozialen und nationalen, kulturellen oder religiösen Differenzen unter Frauen sowie unterschiedlicher Diskriminierungserfahrungen. Stichwort: Intersektionalität.

Michal Schwartze im Interview mit Irina Ginsburg

Queer bedeutet für mich eine Haltung, eine Sichtweise und eine soziale Position.

Queer hat sich in den letzten Jahren zu einer Sammelbezeichnung von Schwulen, Lesben, Bisexuellen, Transgender, zuweilen auch Inter- und Asexuellen entwickelt. Ich finde dies nicht unproblematisch, denn diese diversen Gruppen machen sehr unterschiedliche Erfahrungen, bilden keine einheitliche Gruppe und haben auch nicht zwingend dieselben politischen Interessen oder Ziele. Eine identitätspolitische Verwendung lehne ich grundsätzlich ab. Queer bedeutet für mich eine Haltung, eine Sichtweise und eine soziale Position. Zum einen geht es um die Kritik an heteronormativen Geschlechterverhältnissen als Machtverhältnisse, den Zwang zu heterosexueller Zweigeschlechtlichkeit und den damit einhergehenden Ausschlussmechanismen und Marginalisierungen nicht-heterosexueller, nicht-binärer Menschen und queeren Lebensweisen jenseits der oft bürgerlichen heterosexuellen Familie. Zum anderen geht es aber auch darum, zu verstehen, dass Geschlecht eine soziale bzw. kulturelle Konstruktion ist, dass Menschen zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten Geschlecht unterschiedlich konstruiert und den "natürlichen" Differenzen jeweils unterschiedliche Bedeutung zugemessen haben. Geschlecht hat eine Materialität, die sowohl kulturellen Einflüssen vorausgeht und von diesen aber eben mitproduziert und erheblich geformt wird. So hat es immer schon mehr als zwei Geschlechter und viele verschiedene Lebensweisen innerhalb der Gesellschaften gegeben.

Beide Perspektiven gleichzeitig einzunehmen, ist für mich Queer-Feminismus. Jüdischer Queer-Feminismus bedeutet dann diese Perspektive und Haltung, die aus einer sozialen Position als Jüdin entsteht, in feministische, queere oder interreligiöse Kontexte hineinzutragen, d.h. das spezifisch Jüdische sichtbar zu machen und auch die jüdische Erfahrung von Verfolgung, Vertreibung und Ermordung zu benennen. Es bedeutet auch auf gegenwärtige Antisemitismuserfahrungen hinzuweisen. Für mich heißt es nicht zuletzt, nach dem "Ort" und der Agency (Handlungsmacht) von Frauen und Queers in der jüdischen Geschichte, Tradition und den Schriften zu fragen, feministische und queere Kämpfe von Jüd*innen, nicht-normative Lebensweisen und queere Spuren zu erforschen und sichtbar zu machen, um jüdische Narrative zu bereichern, zu ergänzen, zu verändern und einen "Ort" innerhalb der jüdischen Gemeinschaft zu beanspruchen.

Im postnationalsozialistischen Deutschland ist diese Auseinandersetzung auch durch Brüche geprägt. Was bedeutet das für die Auseinandersetzung mit diesen Themen in Deutschland? Wenn ich an Magnus Hirschfeld oder Regina Jonas denke, welche Praxen und Themen bestehen in Bezug auf Geschichten queeren Widerstands, Gender und Empowerment fort?

Ich denke nicht, dass man von Fortbestehen sprechen kann. Die Schoa ist der Bruch. Dazu kam noch die Teilung Deutschlands und Europas, die ein Anknüpfen kaum möglich machte. Die wichtigsten Protagonistinnen der jüdischen Frauenbewegung und Pionierinnen in Kultus oder Wissenschaft verstarben in den 1930er Jahren, entrechtet und desillusioniert (Henriette Fürth 1938, Bertha Pappenheim 1936), lebten im Exil (Toni Sender in New York) oder wurden ermordet (Regina Jonas 1942 in Auschwitz, Marie Pfungst 1943 in Theresienstadt). Nur Wenige überlebten die Lager (Jeanette Wolff) oder kamen aus dem Exil zurück (Lilli Marx). Jüdisches Leben in Deutschland und Europa war auf ein Minimum dezimiert oder gänzlich vernichtet worden und damit die komplette jüdische Infrastruktur, Schriften, Traditionen, Erinnerungen, Erzählungen, Errungenschaften. Wer sollte davon berichten? Überlebende v.a. aus Osteuropa und zurückgekehrte Jüd*innen waren in der Nachkriegszeit im Wesentlichen damit beschäftigt zu überleben, die Traumata zu verarbeiten und jüdische Gemeinden wiederaufzubauen. In dieser Situation wurde 1953 der Jüdische Frauenbund wiedergegründet, der v.a. bedürftige Jüd*innen unterstützte und jüdische Frauen in Deutschland vernetzte und nicht einfach an die Arbeit des Jüdischen Frauenbundes von vor der Schoa anknüpfen konnte, u.a. auch weil es kaum personelle Kontinuitäten und auch nicht die Ressourcen gab.

Auch die Homosexuellenbewegung und queere Infrastruktur wurde zerstört, homosexuelle Männer verfolgt und inhaftiert, lesbische Frauen mussten mit Repressionen rechnen. Zudem wurden Homosexuelle v.a. in der gesellschaftlich reaktionären Bundesrepublik weiter kriminalisiert. Ein Anknüpfen an Errungenschaften oder überhaupt das Erzählen der eigenen Geschichte war zunächst überhaupt nicht möglich.
Zwar gab es vereinzelt Stimmen jüdischer Frauen in der zweiten deutschen Frauen- und Lesbenbewegung v.a. in den 1980er Jahren, die sich zu Wort meldeten, um v.a. ihre Erfahrungen einzubringen, die Feministinnen und Lesben der deutschen Mehrheitsgesellschaft mit ihrem Antisemitismus konfrontierten und den Opfermythos – Frauen als Opfer des NS – infrage stellten. Erinnert sei an Diskussionen in der theologisch-feministischen Zeitschrift Schlangenbrut oder den lesbisch feministischen Schabbeskreis in Berlin, dem es auch darum ging, lesbischen Feministinnen ein Zuhause zu geben, was sie in den Gemeinden nicht fanden.

Erst mit der Zuwanderung von Jüd*innen aus der ehemaligen Sowjetunion nach dem Fall des Eisernen Vorhangs vervielfachte sich die Anzahl von Jüd*innen in Deutschland und damit veränderte sich auch die Gemeindelandschaft. Neben orthodoxen Gemeinden wurden Reformgemeinden gegründet, in denen Frauen gleichberechtigt waren und die auch Orte für Lesben und Schwule werden konnten. Es war schließlich die Initiative Bet Deborah, die jüdische Feministinnen und auch lesbische Jüdinnen, Ende der 1990er JAhre, europaweit bis in die USA, Kanada und nach Israel vernetzte. Hier entstand ein Forum, wo bewusst an jüdisch feministische Traditionen und weibliche Rollenvorbilder von vor der Schoa angeknüpft und durch viel Arbeit wieder zugänglich gemacht wurde. Die Geschichten von Regina Jonas als erste Rabbinerin der Welt oder von Bertha Pappenheim und vielen anderen Frauen bildeten eine andere Narrative jüdischer Erfahrung.

Jenseits von Bet Debora e.V. wurde 1995 in Köln Yachad e.V. gegründet, eine Gruppe schwuler, lesbischer oder bisexueller Jüd*innen (Ortsgruppen in Köln, Hamburg, München und Frankfurt), die sich für mehr Toleranz und gegen Diskriminierung in den Gemeinden einsetzten und sogar eine eigene Zeitschrift Mir seijnen Do! herausgegeben hat (2003-2004). Hier veröffentlichten sie eigene Gebete und erzählten ihre eigene Geschichte in Rückgriff auf die Zeit vor der Schoa und Entwicklungen in Großbritannien und v.a. den USA. Dort waren die Entwicklungen auf institutioneller Ebene denen in Deutschland um zehn bis 20 Jahre voraus, denn dort gab es den Bruch durch die Schoa nicht. Yachad wurde ein wichtiger Ort für queere Jüd*innen, er konnte aber die Gemeindestrukturen nicht nachhaltig verändern und sah sich sogar Anfeindungen ausgesetzt. Ende der 2000er Jahre lösten sich viele der Gruppen wieder auf.

Eine queer-feministische jüdische Erzählung in Deutschland sollte sich m.E. dieser Bewegungen und Initiativen erinnern und eine eigene Tradition in Deutschland schaffen.

Welche Initiativen und Vereine widmen sich gegenwärtig diesen Fragen?

Ein wichtiges Netzwerk und wichtiger Bezugspunkt ist für mich und andere queere Jüd*innen auf jeden Fall nach wie vor Bet Deborah, als feministisches Netzwerk jüdischer Frauen (Männer können auch teilnehmen), auch lesbischer Frauen, die sich innerhalb der jüdischen Tradition verorten und unterschiedlichen Denominationen und Generationen angehören, einen eigenen feministischen, egalitären und queer-inklusiven Raum bei den Konferenzen schaffen und mit einem eigenen Journal auch ein Forum für Austausch haben.

Die Union Progressiver Juden mit ihren zugehörigen Gemeinden ist ein wichtiger "Ort" für lesbische und schwule Jüd*innen. Auch die Allgemeine Rabbinerkonferenz, die explizit LGBTQ offen ist, sollte nicht unterschätzt werden, was die Integration und Gleichstellung queerer Jüd*innen in Deutschland betrifft, könnte sich aber stärker für inklusive Strukturen stark machen. Ob queere Themen auch in Gemeinden einfließen und queere Jüd*innen integriert oder zumindest nicht diskriminiert werden, hängt sehr stark auch von der jeweiligen Gemeinde und den Rabbiner*innen vor Ort ab. Offener sind auf jeden Fall Jung und jüdisch e.V., das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk und die Jüdische Studierendenunion.

Weil aber die Situation queerer Jüd*innen in den jüdischen Gemeinden in Deutschland nach wie vor verbesserungswürdig ist, hat sich 2018 in Berlin Keshet Deutschland e.V. gegründet, eine Initiative von LGBTQI* Jüd*innen, die ein offenes queeres Leben und queere Familien in jüdischen Gemeinden zu einer Selbstverständlichkeit machen wollen und sich auch gegen Diskriminierung in den Gemeinden einsetzen sowie Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Neben Berlin existieren in Köln und München bereits Ortsgruppen. Veranstaltungen finden allerdings bisher größtenteils in Berlin statt.

Ich fände eine stärkere Vernetzung zwischen jüdischen Feminist*innen und jüdischen Queers wichtig, denn nur gemeinsam lassen sich Veränderungen bewirken, hin zu mehr Inklusion und Gleichberechtigung. Eine innerjüdische Solidarität quasi.

Um mehr Inklusion und Gleichberechtigung zu schaffen, welche Auseinandersetzungen bräuchten wir und welche Räume eignen sich dafür? Eignet sich das Museum als Ort dafür? Welchen Beitrag hierzu kann das Museum leisten? Wie kann das Museum dies sichtbar machen? 

Die Auseinandersetzungen müssen auf zwei Ebenen stattfinden: Erstens die der Gemeindestrukturen. Gibt es einen diskriminierungssensiblen Umgang mit Kindern und Jugendlichen aus queeren Familien oder queeren Kindern und Jugendlichen in jüdischen Einrichtungen wie Kindergarten oder Schule? Können ältere Jüd*innen ihre gleichgeschlechtlichen Ehepartner*innen mit ins Altenwohnheim nehmen? Sind Partner*innen von Lesben und Schwulen in den Gemeinden willkommen? Wie ist die Situation alleinstehender Frauen? Zweitens braucht es "Räume", um Themen rund um Geschlecht, Geschlechtergerechtigkeit, Männlichkeit, Frauen und queere Themen diskutieren zu können. Der "Ort" ist für mich die „Hausgemeinde“ und hier Schiurim (Lernstunden) oder Draschot (Tora-Auslegung) während der Gottesdienste. Auch können diese "Orte" Zusammenkünfte queerer Jüd*innen sein.

Das Museum  ist m.E. durchaus ein Ort, an dem queere, feministische und queer-feministische Spuren freigelegt werden können und sollten, zum einen durch Repräsentationen, zum anderen durch alternative Erzählungen zu an Männlichkeit und Heteronormativität orientierten Narrativen. Hier setzte ja unsere Tandemführung durch das Museum Judengasse an. Und dass es Bedarf bzw. Nachfrage hierfür gibt, zeigten die Anmeldezahlen. Es war eine erste Annäherung. Solche Führungen sollten fester Bestandteil des Museumsrepertoires werden. Auch könnten in regelmäßigen Abständen Veranstaltungen angeboten werden zu Themen rund um Geschlecht und Sexualität im Judentum in Vergangenheit und Gegenwart. Expert*innen und Aktivist*innen gibt es mittlerweile viele.

Bei der Führung "Queere Perspektiven auf das jüdische Leben in der Frühen Neuzeit" waren die Teilnehmenden vor allem von den vielen empowernden Frauenfiguren beeindruckt. Was sind Deine drei Lieblingsobjekte und warum?

Das ist sehr schwer zu beantworten, denn es sind zwar zum einen die musealen Objekte an sich, die begeistern oder interessieren. Ich fand es zunächst spannend, herauszufinden, welche Bedeutung einzelne Elemente wie Judith auf dem Chanukkaleuchter oder ganze Objekte wie das Amulett und Messer zur Dämonenabwehr in der jüdischen Tradition und dann in der jüdisch-feministischen Tradition hatten. Das lässt sich erweitern um die Frage, wie Queers sich selbst zu bestimmten Geschichten und Figuren in den jüdischen Traditionen in Verbindung setzen und sich somit in diese einschreiben, quasi als ungebetene Gäste. Zusammengenommen fand ich unsere Auswahl an Objekten für die Führung gelungen.

Mich würde aber doch der Blick eines schwulen jüdischen Mannes auf die Objekte interessieren und was aus einer schwulen Perspektive erzählt worden wäre oder eine kritische männliche Perspektive. Mein Blick war ja tatsächlich queer-feministisch. Ich wollte die Geschichte der Judith, Esther und Lilith queer-feministisch neu erzählen. Als liberale Jüdin habe ich auch ein ganz anderes Verhältnis zur Mikwe als orthodoxe heterosexuell verheiratete observant bzw. fromm lebende Frauen (und Männer). Und mich hat interessiert, welche Bedeutung die Mikwe für liberale Jüd*innen spielen kann und darüber hinaus, wie sich Transgender und lesbische Frauen mit dem Ritual des Untertauchens an einem so hochgradig vergeschlechtlichten "Ort" in Beziehung setzen. Dabei bin ich auf das Queer Mikveh Projekt (USA) gestoßen und Brachot (Segenssprüche) für das Untertauchen für Transgender, die sich im Transitionsprozess befinden oder diesen abgeschlossen haben. Dies während der Führung vorzutragen, war ein sehr bewegender Moment mit Blick auf die Bedeutung des Untertauchens an sich und den steinigen Weg, den Transgender gehen (müssen).

Erwähnen möchte ich aber unbedingt noch die Schriften im Warmen Bad. Vor allem der Talmud ist für Queers eine wichtige Quelle, um zu zeigen, dass schon die Rabbinen von der Vielfalt der Geschlechtlichkeit des Menschen wussten, wenngleich sie viel Energie darauf verwendet haben, die jeweiligen "Abweichungen" entweder männlich oder weiblich zuzuordnen, damit klar ist, wer welche Mitzwot (Gebote und Verbote) einzuhalten hat und damit jede*r den „richtigen“ gesellschaftlichen und religiösen Status einnehme. Interessant hierbei ist, dass Frauen und die dem weiblichen Geschlecht zugeordnete Ay’lonit dabei immer der Status religiöser Unmündigkeit, der sich auch nicht im Laufe des Lebens veränderte, zugewiesen wurde. Trotz Androzentrismus und Heteronormativität des Talmud lassen sich hier viele nicht-normative Spuren freilegen. Dies ist ein Weg Frauen und Queers in die Tradition einzuschreiben.

Was war schwierig bei der Erarbeitung? Wo bist Du an die Grenzen gestoßen?

Es gibt kaum deutschsprachige Literatur zur Thematik. Auch stößt man zwangsläufig immer wieder auf den Bruch durch die Schoa, abgebrochene Geschichte(n) und eine riesige Kluft, die nicht geschlossen werden kann. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass die jüdische Gemeinschaft in Deutschland sehr klein ist, viele Jüd*innen nicht religiös an ihre Gemeinden gebunden sind und nicht wenige queere Jüd*innen die Gemeinden eher meiden. Entsprechend einsam ist man als queere und feministische Jüd*in auf weiter Flur. Umso wichtiger ist es, Bündnisse, Netzwerke und "Orte" zu schaffen. Dabei können Jüdische Museen eine wichtige Rolle spielen.

Herzlichen Dank für das Interview!

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