Kinderprogramm im Museum Judengasse Frankfurt

#danachdenken

Museumspädagogik trotz physical distancing
Porträt Kathrin Schön
03. Juni 2020Kathrin Schön

Wie können Vermittlung und Museumspädagogik nach Museumsöffnungen trotz physical distancing funktionieren? Diese Frage stellt sich auch Kathrin Schön, unsere Leiterin der Vermittlung, die hier Ihre Gedanken dazu mit uns teilt.

Sichere Begegnungen im Museum im Rahmen anregender Vermittlungsangebote zu ermöglichen – und das trotz der physical distancing Maßnahmen – stellt die Bildung und Vermittlung im Museum vor eine große Herausforderung. Was für mich den Mehrwert der Bildungs- und Vermittlungsarbeit ausmacht, das sind vor allem die persönliche Interaktion mit unseren Besucher*innen vor Ort, das Reflektieren und Teilen von Impulsen und Eindrücken, das gemeinsame Kennenlernen und Einnehmen neuer Perspektiven – und das alles an einem physischen Ort, der es ermöglicht mehr über jüdische Geschichte und Gegenwart in Frankfurt zu erfahren.

Besucherbetreuer*innen statt Führungen

Im Museum Judengasse haben wir uns dazu entschieden, in den ersten Wochen nach der Wiedereröffnung Anfang Mai Besucherbetreuer*innen einzusetzen. In der Übergangszeit bis zu dem Zeitpunkt, an dem Führungen und Workshops wieder möglich sind, ermöglichten sie als Impulsgeber*innen und Ansprechpartner*innen die persönliche Begegnung und das Nachfragen – etwas, das vielen Besucher*innen, die uns seit der Wiedereröffnung im Museum Judengasse besucht haben, sonst gefehlt hätte. Dass wir ab dem 2. Juni wieder Führungen in kleinen Gruppen mit bis zu 10 Personen anbieten können, freut nicht nur mich ganz besonders, sondern auch viele unserer Besucher*innen, die jetzt sowohl das Museum Judengasse aber auch die Erinnerungsstätte an der Frankfurter Großmarkthalle sowie die alten jüdischen Friedhöfe in Frankfurt im Rahmen unserer Führungen besuchen können.

Bedürfnisse analoger und digitaler Besucher*innen

Hands-On-Station im Museum Judengasse mit einem Schild "vorübergehend geschlossen"
Aus hygienischen Gründen sind die interaktiven Hands-On-Stationen im Museum Judengasse derzeit gesperrt.

Was meiner Meinung nach bei der Entwicklung neuer Vermittlungsformate noch viel stärker im Auge behalten werden muss als schon vor Corona: die Bedürfnisse unserer Besucher*innen vor Ort aber auch derjenigen, die unseren digitalen Content schätzen aber noch nicht wieder im Museum Judengasse vorbeischauen konnten. Was vermiss(t)en Sie, abgesehen von den Führungen und den interaktiven Hands-On-Stationen, die im Moment leider aus hygienischen Gründen nicht nutzbar sind? Braucht es besondere Besuchszeiten für gefährdete Risikogruppen, oder schlichtweg mehr Angebote im Freien? Welche Angebote wünschen sich Familien mit Kindern, gerade im Hinblick auf die Sommerferien in der Stadt? Und können wir Impulse für den Schulunterricht geben, die sonst im Zuge eines Ausstellungsbesuchs erfolgt wären?

Suche nach neuen Vermittlungsformaten

Diese Fragen treiben uns auch im Hinblick auf die neuen Vermittlungsangebote und -formate für das neue Jüdische Museum um, das wir im Oktober 2020 eröffnen wollen. Die neue Dauerausstellung wartet mit zahlreichen interaktiven, taktilen Stationen zum Anfassen auf und auch für die erste Wechselausstellung zur weiblichen Seite Gottes ist ein interaktiver Raum geplant. In unserem neuen Haus entwickeln wir die künftigen Mitmach-Angebote vor Ort nun in eine andere Richtung weiter. Doch was, wenn wir grade auf Workshops noch für längere Zeit verzichten müssen und auch Schulklassenbesuche wegen der Corona-Pandemie längerfristig ausbleiben? Neben digitalen Lernangeboten für Schulklassen, Handreichungen und digitalen Fortbildungen für Lehrkräfte braucht es nun kreative Lösungen für neue interaktive Formate, die in Kleingruppen oder auch zu Hause stattfinden können, und zwar ohne dass unsere Besucher*innen noch mehr Zeit als notwendig vor einem Laptopscreen verbringen müssen.

Kinderprogramm im Museum Judengasse Frankfurt
Wann wir wieder Angeote für Schulklassen im Museum Judengasse anbieten können? Bleibt abzuwarten...

Ich bin mir sicher, dass wir und alle betroffenen Museen unkonventionelle und kreative Wege finden werden, um kluge alternative Vermittlungsformate zu entwickeln. Vielleicht müssen wir dazu über neue Längen für unsere Angebote nachdenken; vielleicht auch unsere Workshopthemen und Methoden ändern und intensiv unsere neue Online-Sammlung einbinden, die wir noch in diesem Jahr launchen werden; vielleicht müssen wir neue Kooperationspartner finden und Angebote #zusammendenken. Sicher ist nur, dass uns spannende Wochen und Monate erwarten in denen wir mutig experimentieren werden, um das Museum trotz der physical distancing Maßnahmen gemeinsam zu einem Ort der Begegnung und des Austauschs machen zu können. Ich freue mich darauf und hoffe, unsere virtuellen und analogen Besucher*innen tun das auch.

Kathrin Schön

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