Modell der Börneplatzsynagoge

Mapping Memories – Ver(antw)ortung Börneplatz

Rückblick auf unser Pop-up-Event im Rahmen von METAhub
Porträt Tanja Neumann
02. Dezember 2021Tanja Neumann

Im September ist METAhub, unser Kooperationsprojekt mit dem Archäologischen Museum Frankfurt und dem Künstlerhaus Mousonturm, zum ersten Mal für die Öffentlichkeit sichtbar geworden. Wir haben Euch eingeladen, vier Tage lang mit uns auf dem Neuen Börneplatz die Geschichte des Ortes zu entdecken und zu erkunden, was fehlt.

Gedenkstätte Börneplatz
Blick auf die Gedenkstätte Börneplatz. Foto: Marion Rossi

Heute erinnert unser Museum Judengasse vor Ort an das jüdische Ghetto. Wenn ihr am Museumseingang links vorbeigeht, kommt ihr zur Gedenkstätte Börneplatz. Schon auf dem Weg fallen die Namenstafeln an der Friedhofsmauer ins Auge; sie erinnern an die Frankfurter Opfer der Schoa. Weiter hinten wartet eine freie Fläche. Erst auf den zweiten oder dritten Blick bemerkt ihr vielleicht die Fußbodengestaltung – umgeben von Schotter ist in der Mitte eine Fläche betoniert. Sie markiert den Umriss der in der Reichspogromnacht zerstörten Börneplatz-Synagoge.

Ein lebendiger Erinnerungsort

Diesen Platz, der im Alltag oft nur ein Durchgangsort ist und dessen Geschichte selbst Frankfurter*innen häufig nicht geläufig ist, haben wir mit Mapping Memories noch einmal zu einem lebendigen Ort gemacht. Das passt zu seiner Geschichte, denn der Frankfurter Börneplatz, die angrenzenden Quartiere und insbesondere die dortige Synagoge waren pulsierende Orte jüdischen Lebens in der Moderne, die weit über Frankfurt hinaus bekannt waren. 1882 feierlich eröffnet, entwickelte sich die Synagoge zu einem Kristallisationspunkt der jüdischen Renaissance, bevor sie am 10. November 1938 brutal zerstört wurde.

Ihr materielles wie immaterielles Erbe ist heute vor Ort weitgehend unsichtbar. Eine installative Intervention der Architekten Prof. Nikolaus Hirsch und Prof. Dr. Michel Müller, bestehend aus baulichen Elementen aus der Logistik - Paletten und Kisten - , öffnete den Blick für die historische und soziale Dimension des Platzes.

Im Zentrum der Präsentation standen die Fragmente des zerstörten Toraschreins, die für das Event aus dem Depot des Archäologischen Museums an ihren ehemaligen Standort zurückgekehrt sind. Die Steine zeigen die Spuren roher Gewalt: der Schrein wurde mutwillig zertrümmert.

Vier intensive Tage

Die vier Tage auf dem Neuen Börneplatz werden uns vor allem deshalb lange in Erinnerung bleiben, weil wir dort viele aufgeschlossene Besucher*innen begrüßen durften. Während der Führungen und am Rande der Veranstaltungen haben sehr berührende und interessante Gespräche stattgefunden. Insbesondere Anwohner*innen, für die der Börneplatz zum Alltag gehört, durften wir teilweise an mehreren der vier Tage zu den Teilnehmer*innen zählen. Während des Events hat auf dem Platz eine ganz besondere Atmosphäre geherrscht, in der Menschen zusammengekommen sind, um sich mit einem fast vergessenen Abschnitt der jüdischen Geschichte unserer Stadt auseinanderzusetzen.

Dazu hat auch unser Rahmenprogramm entscheidend beigetragen. Neben Podiumsdiskussionen mit Referent*innen aus der gesamten Republik haben wir auch Führungen über den Platz, durch das jüdische Ostend und über den jüdischen Friedhof angeboten. Der interdisziplinäre Charakter von METAhub wurde insbesondere durch die Einbindung mehrerer künstlerischer Positionen deutlich: Stationen der Open-Air-Ausstellung widmeten sich den Projekten „Unboxing Past“ von Rimini Protokoll und „Bar Mitzvah’d at Forty“ von Ariel Ephraim Ashbel.

Große Teile des Events wurden in Foto und Film dokumentiert. Nachfolgend haben wir für euch die Filme zusammengestellt; darüber hinaus findet ihr auf der Website von METAhub mehr über die Ausstellung und noch viel mehr Fotos und alle Videos.

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