Die Skulptur "Untitled" von Ariel Schlesingers hängt in luftiger Höhe an einem Kran

Ein schwebendes Kunstwerk

Aufstellung einer Skulptur für den Vorplatz des Jüdischen Museums
Porträt von Korbinian Böck
13. September 2019Korbinian Böck

Passant*innen staunten nicht schlecht: vergangenen Dienstag schwebte eine knapp elf Meter hohe Skulptur über der Museumsbaustelle am Rothschild-Palais. Der Grund: An diesem Tag wurde das Werk des international bekannten israelischen Künstlers Ariel Schlesinger vor unserem Museum aufgestellt. Die Skulptur schmückt künftig den neuen Museumsvorplatz.

Über zwei Jahre dauerte die Produktion der Skulptur "Untitled". Im März 2017 hatte Ariel Schlesinger den Zuschlag in einem internationalen Kunstwettbewerb bekommen. Mit seinem Entwurf einer Skulptur aus zwei ineinander verwobenen Aluminiumabgüssen desselben Baums, von denen einer seine Wurzeln kopfüber dem Himmel entgegenstreckt, überzeugte er die Jury. Diese Woche war es nun endlich soweit: Ein Schwertransporter lieferte die etwa 1.300 kg schwere Skulptur aus Italien an. Dort war das sie in einer darauf spezialisierten Gießerei angefertigt worden.

Einzelteile der Skulptur "Untitled" von Ariel Schlesinger liegen auf einem Laster
Foto: Philipp Groß

Nach über 700 Kilometern Anfahrt mit einem Schwertransporter kam die Skulptur am Dienstagvormittag auf unserer Baustelle an – zerlegt in zahlreiche kleinere und größere Einzelteile. Wie ein Puzzle wurden diese später zusammengesetzt.

Metallene Einzelteile der Skulptur "Untitled" von Ariel Schlesinger liegen auf Paletten
Foto: Philipp Groß

Kleinere Einzelteile der beiden Aluminiumbäume, bestehend aus einzelnen metallenen Ästen, trugen die Kolleg*innen auf der Baustelle von Hand auf den Museumsvorplatz.

Ein metallener Wurzelstrunk eines Baums, Bestandteil von Ariel Schlesingers Skulptur "Untitled"
Foto: Norbert Miguletz

Wir wussten ja schon, dass die Skulptur aus zwei Abgüssen eines echten Baums besteht, den Ariel in Italien ausgesucht hatte. Dass die Oberflächenstruktur aber derart detailliert und naturgetreu ausfallen würde, hätten wir uns nicht erträumt. Das sieht man hier, an diesem Wurzelstrunk, besonders deutlich. Er bildet künftig die Spitze der Baumskulptur.

Einzelteile der Skulptur "Untitled" von Ariel Schlesinger liegen auf einem Laster
Foto: Korbinian Böck

Und dann wurde es richtig spannend: Rund eine Tonne wiegt das Hauptstück der Skulptur mit ihrer Innenstruktur aus Edelstahl, das hier noch gut verzurrt auf dem Laster liegt. Nun galt es, das Stück aufrechtstehend über unseren neuen "Lichtbau" zu hieven und am künftigen Standort auf der vorbereiteten Verankerung zu platzieren.

Ariel Schöesinger legt Hand an beim Entpacken seiner metallenen Skulptur "Untitled"
Foto: Philipp Groß

Große Nervosität auch beim Künstler selbst: Hier seht Ihr Ariel, wie er den Transportleuten beim "Auspacken" des verzweigten Aluminiumkolosses hilft. Kennt man ja: Nichts ist schlimmer, als tatenlos zusehen zu müssen ;-)

Foto: Korbinian Böck

Sicher fixiert erhoben sich dann die beiden ineinander verzahnten Aluminiumbäume vom Laster – vor der Kulisse des Frankfurter Theaters und der alten EZB.

Foto: Hagen Betzwieser

Und dann ging es schnell: Flugs hob der Kran das metallene Geäst auf über 20 Meter und lenkte ihn mit großer Präzision in Richtung des neuen Museumsvorplatzes. Vor der Verbindung zwischen dem historischen Rothschild-Palais und unserem neuen „Lichtbau“, unterhalb der Terrasse mit dem künftigen Museumscafé FLOWDELI, soll er nun für alle Zeit "eingepflanzt" werden.

Ariel Schlesinger fotografiert mit seinem Handy den Aufbau seiner Skulptur "Untitled"
Foto: Korbinian Böck

Fast geschafft, gleich wird das Hauptstück auf die im Boden eingelassene Verankerung gesetzt. Ab diesem Moment konnte sich auch Ariel, hier mit Smartphone in der Hand, langsam entspannen. Alle Teile seines Werks haben den Transport und die Kranfahrt schadlos überstanden.

Detailansicht von Ariel Schlesingers Skulptur "Untitled" vor dem Jüdischen Museum
Foto: Norbert Miguletz

Und wie sieht nun das fertig zusammengesetzte Kunstwerk aus? Davon könnt Ihr Euch am 18. September selbst ein Bild machen. Unter dem Motto "Let’s meet under the tree" feiern wir an diesem Tag ein Spätsommerfest auf der Museumsbaustelle, mit Drinks, leckerem Essen von unserem künftigen Museumscafé-Betreiber FLOWDELI und einem Auftritt der Elektroswing-Band Dirty Honkers. Weitere Infos findet Ihr hier.

Schon jetzt würde uns aber interessieren, was Ihr über die Skulptur "Untitled" denkt, was Ihr damit verbindet und assoziiert. Wir freuen uns auf Eure Kommentare.

Korbinian Böck

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"Untiteld" ist ein aufschreckendes Symbol für das Schicksal der Juden früher, heute und überall. Die gen Himmel gerichteten Wurzeln sind Mahnung und Hilferuf seiner selbst, nie mehr der Erde entrissen zu werden.

06.03.2021 • Gustav Pressel

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