Immer, wenn es Frühjahr wird, öffnet der Hochbunker an der Friedberger Anlage seine schweren Eisentüren für interessiertes Publikum. Dann können Gäste sonntags und nach Vereinbarung das martialische Bauwerk und die dort installierten Dauerausstellungen besuchen. Die Wiedereröffnung verzögert sich dieses Jahr bis zum 13. September 2020.
Synagoge an der Friedberger Anlage
Im Jahr 1907 war an dieser Stelle die Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft (IRG) eingeweiht worden. In dem prächtigen Gebäude gab es 1.000 Sitzplätze für Männer, auf der Empore fanden 600 Frauen Platz. Damit war sie seinerzeit die größte Synagoge Frankfurts. Für die äußere Erscheinung verwendeten die Architekten auch moderne Jugendstilelemente.
Der Israelit, 29. August 1907"Überall neue Motive, neue Gruppierungen und doch nirgends Überladung, immer herrscht das Gefühl der Notwendigkeit und ernsten feierlichen Erhabenheit vor."
Zerstörung während der November-Pogrome
Während der November-Pogrome 1938 steckten Nationalsozialisten auch die Synagoge an der Friedberger Anlage in Brand. Kurz darauf ließ die Stadtverwaltung die Mauern abtragen. Auf den Fundamenten wurde 1942/43 im Rahmen des sog. „Luftschutz-Führerprogramms“ der Hochbunker errichtet.
Hedwig Kracauer an Siegfried Kracauer, 10. November 1938“Eben hören wir, dass die Synagoge an der Friedberger Anlage brennt. Dies verbessert unsere Stimmung nicht gerade. Oft lasse ich unnützer Weise meine Phantasie spazieren gehen. Dass aber solche Dinge passieren können wie in den letzten Tagen, auf so etwas kommt auch keine ausschweifende Phantasie.”
Salomon Korn, heutiger Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, bezeichnete den Bunker einmal als „ein Merkzeichen für die Gewalt, das Leid und den Schrecken“. Tatsächlich erscheint er als Fremdkörper inmitten seiner Umgebung. Während der letzten beiden Kriegsjahre suchte die Zivilbevölkerung in diesem Bunker Schutz vor alliierten Luftangriffen. Juden, die zu diesem Zeitpunkt noch in Frankfurt lebten, war der Zutritt verboten.
Seit 1988 ein Erinnerungs- und Lernort

Seit 1988 sieht es die Initiative 9.November als ihre Aufgabe, diesen authentischen Gedenkort mit seinen vielschichtigen Bedeutungen bekannt zu machen. 2004 wurde in Kooperation mit dem Jüdischen Museum die Ausstellung „Ostend. Blick in ein jüdisches Viertel“ eingerichtet, die bis heute von der Initiative betreut und zugänglich gemacht wird. Mit weiteren Ausstellungen, Veranstaltungen, Zeitzeugenberichten, Lesungen, Diskussionen und eigenen Publikationen haben die Mitglieder diesen Ort zum Sprechen gebracht und einen Raum des Erinnerns und Lernens geschaffen.
Bis 1933 war das Ostend ein stark jüdisch geprägtes Viertel. Verschiedene Einrichtungen und Gedenkorte erinnern an diese Geschichte und die Vernichtung jüdischen Lebens im Nationalsozialismus:
- der Hochbunker an der Friedberger Anlage
- die Gedenkstätte vor dem Hochbunker am Ort der ehemaligen Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft
- die Gedenkstätte Neuer Börneplatz an der Grenze zur östlichen Innenstadt
- die Erinnerungsstätte an der Frankfurter Großmarkthalle, die 2015 eröffnet wurde
- zahlreiche „Stolpersteine“
- Gedenktafeln vor früheren jüdischen Wohlfahrtseinrichtungen
- verschiedene Straßennamen
Hochbunker an der Friedberger Anlage
Heute geschlossen
Der Hochbunker eröffnet voraussichtlich am 25. April 2021.
Eintrittspreise
- Eintritt5€
- Mit Führung6€
Barrierefreiheit
Der Bunker ist nicht barrierefrei.
Hochbunker an der Friedberger Anlage
Friedberger Anlage 5/6
60314 Frankfurt am Main
Öffentliche Verkehrsmittel
Straßenbahn 14 bis Zoo, U6 und U7 bis Zoo. Von dort wenige Gehminuten bis zum Bunker.