Auf diese Monotonie einfallsarmer und altmodischer Objekte reagierte man erstmals in den zwanziger Jahren unter dem Einfluss der modernen Architekturbewegung mit ihrer Suche nach zielbewussten und planmäßig hergestellten angemessenen Formen. Das Besondere an diesen frühen Beispielen zeitgenössischer jüdischer Zeremonialkunst lag in ihrer Schlechtheit und Materialaufrichtigkeit, in der Klarheit des Entwurfs sowie in einer gewissen Präferenz für geometrische Größenverhältnisse.
Die Suche nach modernen Formen für jüdische Zeremonialobjekte wurde mit dem Nationalsozialismus jäh unterbrochen. Einige der dem Bauhaus nahestehenden herausragenden Künstler wie Ludwig Wolpert konnten in der Emigration weiterarbeiten. Hier entstanden oftmals neue, allerdings nur gelegentlich weiterführende Synthesen mit der jeweiligen lokalen Formensprache.
Heute wird die Produktion jüdischer Zeremonialobjekte durch verschiedene oft widersprüchliche Tendenzen geprägt. Die Grenzen zwischen „Kunst“ und „Kunsthandwerk“ sind in Bezug auf Zeremonialobjekte verwischt worden.
Die Zusammenarbeit von Bildhauern und Handwerkern hat dazu geführt, dass auch Kunstwerke funktionale Bedeutung erlangt haben, was der grundsätzlichen Auffassung des historischen Judentums entspricht, Kunst nicht als Ziel an sich, sondern als Mittel zum Zweck zu begreifen.
Weder kann der heutige Künstler sämtliche individuellen Aufträge ausführen, noch kann ein Großteil der Bevölkerung den Preis für originale Objekte bezahlen. Massenproduktionen, so scheint es, könnte ein Ausweg sein.
In dieser komplizierten Situation wandte sich das Israel Museum in Jerusalem an international renommierte Architekten, Designer und Künstler und bat sie um ihre Mitarbeit an einem wichtigen Teilgebiet jüdischer Zeremonialkunst. Es sollten für die verschiedensten rituellen Zwecke Lampen und Leuchten entwickelt werden, um neue Perspektiven zu eröffnen und die Massenproduktion mit neuen Ideen zu stimulieren. Die Ausstellung „Nerot Mitzwah“ des Israel Museums war geboren worden.
Das Jüdische Museum der Stadt Frankfurt am Main zeigt nunmehr den Großteil der für „Nerot Mitzwah“ angefertigten Arbeiten, wobei auch der Planungsvorgang selbst in die Ausstellung einbezogen wurde. Eine Gruppe junger deutscher Architekten und Designer aus Frankfurt und Umgebung wurde gebeten, sich ebenfalls zu beteiligen. Ihre Arbeiten und konzeptionellen Beiträge stellen eine wesentliche Bereicherung der Ausstellung dar. Es ist dies wahrscheinlich das erste Mal, dass in Deutschland nach dem Holocaust moderne jüdische Zeremonialobjekte entwickelt, entworfen und hergestellt worden sind.
Georg Heuberger
Interview zur Ausstellung
Im Videointerview spricht die Sammlungsleiterin des Museums, Dr. Eva Atlan, über die Ausstellung "Jehi Or" von 1991, eine Kooperation mit dem Israel Museum in Jerusalem. Thema waren zeitgenössische Judaica und Lichtobjekte.
Ausstellungsort:
Jüdisches Museum Frankfurt
Heute geöffnet: 10:00 – 18:00
- Museumsticket (Dauerausstellung Jüdisches Museum+Museum Judengasse) regulär/ermäßigt12€ / 6€
- Kombiticket (Wechselausstellung + Museumsticket) regulär/ermäßigt14€ / 7€
- Wechselausstellung regulär/ermäßigt10€ / 5 €
- Familienkarte20€
- Frankfurt Pass/Kulturpass1€
- Am letzten Samstag des MonatsFrei
(ausgenommen Teilnehmer gebuchter Führungen)
- Eintritt nur Gebäude (Life Deli/Museumshop/Bibliothek)Frei
Freien Eintritt genießen:
Mitglieder des Fördervereins
Geburtstagskinder jeden Alters
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre
Studenten der Goethe-Uni / FH / HfMDK
Auszubildende aus Frankfurt
Geflüchtete
Inhaber von Museumsufer-Card oder Museumsufer-Ticket
Inhaber der hessischen Ehrenamts-Card
Mitglieder von ICOM oder Museumsbund
Ermäßigung genießen:
Studenten / Auszubildende (ab 18 Jahren)
Menschen mit Behinderung ab 50 % GdB (1 Begleitperson frei)
Wehr- oder Zivildienstleistende / Arbeitslose
Inhaber der Frankfurt Card
Bertha-Pappenheim-Platz 1, 60311 Frankfurt am Main